Einführung in die Diatomeenklassifikation oder die Faszination Haeckel‘scher Mikroorganismen am Beispiel der Diatomeen vom See Genezareth
Unsere Referentin Frau M.Sc. Vossel trägt vor
Bonn, vom 18.05.2017
Unsere heutige Vortragen- de, Frau Vossel, ist Doktorandin im Paläontolo- gischen Institut, in der Arbeitsgruppe Paläobotanik um Prof. Dr. Thomas Litt. Die Gruppe erforscht unter anderem Klimaveränderungen in der Erdgeschichte anhand von Pflanzenfossilien und Pollen. Frau Vossels Spezialgebiet innerhalb der Paläobotanik ist die Untersuchung fossilisierter Algen und Mikrofossilien wie Diatomeen und Radiolarien, um daraus die in der entsprechenden erdgeschichtlichen Phase herrschenden Umwelt- und Klimabedingungen zu rekonstruieren, bevorzugt in der Levante und in Israel.
Bei diesen Forschungen hat Frau Vossel sogar eine neue fossile Diatomeenart entdeckt und beschrieben:
Vossel, H.; Reed, J. M.; Houk, V.; Cvetkoska, A. & Van de Vijver, B. (2015): Cyclotella paleo-ocellata, a new centric diatom (Bacillariophyta) from Lake Kinneret (Israel). Fottea (15-1), 63-75.
Der Artikel ist
hier über das Internet frei zugänglich und insbesondere auch wegen der hervorragenden Mikrofotos und REM-Aufnahmen lesenswert.
Nun zu ihrem Vortrag:
Ernst Haeckel, Kunstformen der Natur, Tafel 4 - Diatomea, 1900, gemeinfrei. Quelle www.biolib.de, Kurth Stüber
Diatomeen (oder auch Kieselalgen) sind unizellulare, gelblich-braune, eukaryotische Algen, die in nahezu jedem aquatischem Habitat vorkommen und sich durch die Morphologie einer zweigeteilten Schale aus amorphem SiO2 eindeutig klassifizieren lassen.
Sie stellen ein sehr nützliches Werkzeug für Studien zur Wasserqualität und für die Rekonstruktion der Paläoökologie und der Entwicklungsgeschichte limnischer Systeme dar, da die lebenden Zellen extrem sensitiv auf einzelne Veränderungen ökologischer Parameter (physikalische oder chemische) in einem Gewässer reagieren.
Im Rahmen des Vortrags lernten die Kursteilnehmer die wichtigsten Klassifikationsmerkmale der Hauptordnungen Centrales und Pennales kennen. Darüber hinaus wurden sowohl paläoökologische Arbeitsmethoden, sowie das Säubern und die anschließende Aufbereitung von Diatomeen-Dauerpräparaten erläutert. Die Kursteilnehmer erhielten einen Überblick über die am häufigsten im See Genezareth vorkommenden Diatomeentaxa und konnten diese anschließend ausgiebig an mitgebrachten Präparaten erkunden.
Impressionen vom Vortrag
Neben den fossilen Algen kamen aber auch rezente Formen nicht zu kurz. In einem Bornheimer Bach findet sich regelmäßig im Frühjahr eine Kieselalgenblüte ein. Proben daraus hat Frau Vossel nach ihrem Verfahren präpariert und vorgestellt – ein sehr artenreiches Vorkommen, das nach Bestimmung einiger Formen auf ein mesotrophes Gewässer mit hohem Nähstoffeintrag aus der umliegenden Landwirtschaft schließen ließ.
Insgesamt ein schöner und informativer Vortrag, insbesondere hat uns Frau Vossel ihre Begeisterung für Diatomeen und die Mikroskopie spüren lassen – das war schon beeindruckend.
Die Diatomeen aus dem See Genezareth können leider nicht im Bild gezeigt werden, weil aus noch unveröffentlichtem Material – dafür einige Kostproben aus dem Bornheimer Mühlenbach.
Ein Blick durch das Mikroskop
Dank