Bild 1: Das Kloster Inzigkofen - der Veranstaltungsort des Treffens
Inzigkofen, vom 27.09. bis 02.10.2020
Nach der ersten Veran- staltung im Jahre 2019 an dem geschichtsträchtigen Ort, an dem schon die bekannten Herren Krauter und Streble die Mikroskopie nahe brachten, bangte man heuer aufgrund Covid-19 um die Fortsetzung des erfolgreichen Piloten. Doch die Sterne standen Ende September günstig und so fand auch heuer die zweite Veranstaltung "Mikroskopieren - ein Workshop für Amateure“ unter der Leitung von Michael Miedaner statt. Die Zusammensetzung der Teilnehmer war auch in diesem Jahr international und zeugte von dem großen Interesse. Kollegen aus den Niederlanden, Österreich, Schweiz und Deutschland trafen sich zu einem gemeinsam organisierten Workshop von Mikroskopikern für Mikroskopiker. So tauschte man diesmal am Mittagstisch gelegentlich auch in englischer Sprache Interessen, Neuigkeiten und Ideen aus.
Nach einer gemeinsamen Probennahme am Klosterteich machte heuer Hubert Ott den Auftakt mit einfachen Mikroskopiertechniken zur Erstellung von Präparaten aus Haus und Garten. Hubert's charmante Art des Speed-Mikroskopierens traf den Nerv der Zeit und bescherte den Anwesenden viele gelungene Präparate.
Am Dienstag machte Klaus Herrmann den Auftakt mir dem Schneiden mit dem Handmikrotom. Am Nachmittag begann Thilo Bauer erste Session unter dem Titel „Dauerpräparate von Plankton“. Ziel war das Fixieren von Algen aus dem Klostertümpel. Nach dem Abendessen gab es eine Einführung zur Färbung von Pflanzenschnitten und ein anschließendes, freies Mikroskopieren. Aufgrund der veränderten Situation wurde jedoch die Rotweinfärbung im Kurssaal zelebriert.
Am Mittwoch unternahmen die Teilnehmer unter der kundigen Führung von Bettina Walter eine Exkursion zur Donau. Dabei wurde nicht nur Plankton gesammelt. Bis zum Mittag führte Bettina Walter im Anschluss vor, wie sich Insektenlarven in gesammelten Blättern entwickeln. Am Nachmittag führte Thilo Bauer mit dem zweiten Teil der Präparationstechnik des Planktons in die Mikrofotografie mit dem Handy und die Färbetechnik des zuvor fixierten Planktons ein. Die Teilnehmer präsentierten im Laufe des Tages gelungene Dauerpräparate von Algen, Paramecium bursaria und Makrozoobenthos, wie Insektenlarven oder Kleinkrebse. Am Abend standen dann wieder das freie Mikroskopieren und die klassische Rotweinfärbung auf dem Programm.
Der Donnerstag stand unter der Leitung von Michael Miedaner dann ganz unter dem Motto der Mikrotomschnitte mit Paraffin oder Kunststoff und die anschließende Färbung von Pflanzenschnitten. „Ein nicht beschriftetes Präparat ist ein wertloses Präparat!“. Das Zitat aus dem Vortrag von Klaus Herrmann wurde mehrfach wieder verwendet. Doch der Spruch gipfelte sodann in das Highlight des Abends. „Histologie oder am Ende unseres Lateins“: Michael Miedaner teilte den Teilnehmern ein Präparat aus, das keine Beschriftung hatte und gemeinsam wurden die Präparate dann mit dem Mikroskop beobachtet und diskutiert. Womit niemand rechnete: Die groteske Ansammlung von Fragmenten beobachteter Pflanzenteile, quergestreifter Muskulatur und Fettzellen stellte sich als ein nach allen Regeln der Kunst in Kunststoff eingebetteter Schnitt einer bayrischen Weißwurst heraus.
Freitag: Rolf Wellinghorst gab einen Einblick in die komplizierte Ahnenforschung von der Entnahme von Zellen der Mundschleimhaut bis zur der Genetik und Abstammungslehre - zurück in die Entstehungsgeschichte der Menschheit. Im Anschluss gab unser Schweizer Kollege Markus Hänggli einen Ausblick in der Technik der Dünnschliffe von Gesteinen, eines der Hauptthemen für dass kommende Jahr 2021. Dann heißt es wieder: Mikroskopieren - ein Workshop für Amateure.