Letztes Jahr hatte ich mich intensiv mit der Wacker-Färbung beschäftigt. Aus den daraus resultierenden Internet-Veröffentlichungen entwickelte sich eine interessante Korrespondenz und in diesem Zusammenhang machte mich ein Mikroskopiker aus Belgien auf die Dujardin-Färbung aufmerksam.
Emmanuel P. Dujardin verwendet für seine Färbung Acridinrot, Chrysoidin und Astrablau. Hierbei wird mit Astrablau vorgefärbt und eine Nachfärbung erfolgt simultan mit einem Farbgemisch aus Acridinrot/Chrysoidin [1,2].
Was mich sehr überraschte: es ist eine zwischenzeitlich fast 50 Jahre alte Färbevorschrift die den neueren und derzeit beliebten Etzold- und Wackerfärbungen [3,4] in nichts nachsteht.
Die verholzten Zellwände werden äußerst differenziert in Farbtönen von Gelb bis Magenta angefärbt. Dagegen färbt Astrablau restliche Strukturen, besonders die unverholzten Zellwände, gleichmäßig bzw. in nur leicht abweichenden Farbnuancen an.
Jetzt wurde aber schon vor einigen Jahren vorgeschlagen, bei der Etzold-Färbung das Astrablau durch Alciangrün zu ersetzen, was statt des intensiven Blaus einen für die Betrachtung angenehmeren Grünton ergeben sollte [5]. Tatsächlich färbten aber verbreitete Chargen nur in einem unerklärlichen anderen Blau als Astrablau [6] und zwar solange, bis ein mikroskopierender Chemiker sich dieses Problems annahm und letztes Jahr die Rezeptur für Alciangrün neu entwickelte [7]. Dieses ist ihm so gut gelungen, dass nicht nur der Grünton sicher erreicht wird, sondern die Farblösung auch differenzierender färbt. Alciangrün ist ein Gemisch aus den chemisch verschiedenen Farbstoffen Alcianblau und Alciangelb. Die Ausprägung der Differenzierung bedarf aber noch einer näheren Untersuchung.
Das Alciangrün wird zwischenzeitlich sehr erfolgreich mit dem neuen Etzold Grün für botanische Färbungen eingesetzt.
Mit der Verfügbarkeit des neuen Alciangrüns ist es natürlich nahe liegend, dieses nicht nur bei der Etzold-Färbung zu verwenden, sondern es ebenso bei anderen Färbevorschriften statt des Astrablaus ersetzen. Hierfür muss aber gegebenenfalls, bedingt durch verschiedene chemische Eigenschaften, die Färbevorschrift in der Reihenfolge der zu verwendenden Farblösungen geändert werden.
Bei der von mir geschätzten Dujardin-Färbung reicht es, wenn man statt in der Reihenfolge Astrablau – Acridinrot/Chrysoidin einfach die Vorfärbung mit Acidinrot/Chrysoidin beginnt und mit Alciangrün nachfärbt. Hierbei ist aber eine Nachfärbung mit Chrysoidin vorteilhaft, wenn man die schönen Orange- bis Rottöne herausarbeiten möchte.
Die Verwendung von Alciangrün als Vorfärbung ist nicht möglich, denn nach meinen Erfahrungen wird es bei einer Nachfärbung mit Acridinrot/Chrysoidin wieder ausgezogen.
Im übrigen ist die bei sorgfältiger Entwässerung mit 100% Isopropylalkohol und nachfolgendem Einschluss in Euparal die bei Dujardin vorgeschriebene Differenzierung nicht erforderlich, tatsächlich sogar von Nachteil, denn das Chrysoidin wird durch Wasser verdünnten Alkohol ausgezogen, was besonders bei jüngerem Pflanzengewebe geschieht.
Im Ergebnis gleichartige Färbungen werden erreicht, wenn man die Dujardin-Färbung in Einzelfarblösungen als Dreifachfärbung ausführt. Hierfür hat sich bei mir die Reihenfolge Acridinrot, Alciangrün und Chrysoidin bewährt.
Für die Vorbereitung des nächsten Workshops in unserem Arbeitskreis Mikroskopie Bonn (Botanische Färbungen II) habe ich Blütenstängel Lavendel geschnitten und mit Dujardin-grün gefärbt. Beispielbilder finden Sie in der Galerie am Fuß des Artikels.
Zu allen hier erwähnten Färbungen sind die Rezepturen in den Originalarbeiten enthalten [1,3,4].
Einen Arbeitsplan für die Färbung mit Chrysoidin/Acridinrot/Alciangrün kann als PDF im
Downloadbereich heruntergeladen werden.