Botanische Färbungen im Vergleich
Robin Wackers W3A - noch immer ein Augenschmaus
Jörg Weiß, vom 14.11.2019
Hier konnten Sie im ver- gangenen Monat lesen, dass Acridinrot (CAS 2465-29-4) nicht mehr verfügbar ist. Das kann man so stehen lassen, denn bestellbar ist der Farbstoff zwar noch, was man recht schnell herausfindet, wenn man nach der CAS-Nummer sucht (danke Thilo!). Die Hersteller sitzen zumeist in China - was an sich kein Problem ist - aber der Preis für 5g liegt bei guter Qualität um die 160 US$. Da ist der Versandt zwar schon dabei, aber ich denke, bei der Summe kann man durchaus für einen Hobbyisten von nicht mehr verfügbar sprechen. Zum Vergleich: 5 g Rhodamin B liegen zur Zeit bei rund 5 €.
Somit geht die Ära der W3A Färbungen auf Basis von Robin Wackers Entwicklung [1] nun langsam ihrem Ende entgegen und damit macht eine kleine Bestandsaufnahme Sinn. Ich habe also einmal in mein Rezeptbuch und meine Chemikalienkiste geschaut um zu sehen, was ich noch zusammen bekomme. Die brandneuen W-Asim III Färbungen und Rolf-Dieter Müllers RDM 5 sind natürlich auch mit dabei.
Nicht mehr antreten können
Etzold Grün und
Dujardin Grün. Beides hervorragende Färbungen, die aber auf Alciangrün beruhen, das mit dem derzeit verfügbaren Alciangelb nicht mehr zufriedenstellend dargestellt werden kann. Um so schlimmer, wenn man dann feststellen muss, dass alle drei noch vorhandenen Etzold Grün Fläschchen trotz Thymol ein Opfer der Pilze geworden sind.
Und natürlich kann in keinster Weise von einem vollständigen Überblick gesprochen werden: neben den hier gezeigten Färbungen existieren viele andere, die ebenfalls alle ihre Berechtigung haben.
Inhalt
Einführung
Sinn und Zweck der botanischen Färbungen ist es, die anatomischen Strukturen der Proben im Präparat deutlich sichtbar zu machen und diese Vorgabe erfüllen alle mir zurzeit zugänglichen Mehrfachfärbungen und mit etwas Erfahrung auch der frische, ungefärbte Schnitt. Ebenfalls müssen wir beachten, dass unsere Proben nicht alle gleich sind. Die Pflanzen besitzen unterschiedliche Organe mit jeweils unterschiedlichen Zelltypen und Zellwandstrukturen und auch eine sehr unterschiedliche Physiologie, sodass auch die jeweiligen sekundären Pflanzenstoffe beim konkreten Ergebnis einer Färbung mitwirken. Von physikalischen Parametern wie Schnittdicke und Abweichungen im Rezept wie Fixierdauer, Alter der Probe etc. gar nicht zu reden. Nicht zu vergessen: auch die Aufbereitung der Bilder hat Einfluss auf das Endergebnis. Ein Vergleich der Färbungen macht also per se nur am gleichen Objekt Sinn.
Zu guter Letzt ist da noch der neue Farbstoff Rhodamin B, mit dem wir nun langsam Erfahrungen sammeln. Es scheint bei stark lignifizierten Zellen (richtiges "Holz") tatsächlich nicht so prägnant zu färben, wie das Acridinrot. Sicher mit einer der Gründe, warum Robin Wacker sich seinerzeit für letzteres entschieden hat.
Im Folgenden stelle ich die einzelnen Färbungen jeweils mit den benötigten Chemikalien und dem von mir verwendeten Rezept sowie der Farbwirkung vor. Dazu kommen je 4 Aufnahmen von den zugehörigen Präparaten: eine Übersicht, ein Leitbündel, ein Nebenleitbündel und das Rindenparenchym mit Epidermis und Cuticula. Des Weiteren zeige ich, soweit vorhanden, noch weitere Aufnahmen anderer Präparate, damit man sich einen besseren Eindruck von der Wirkung der Färbung bei unterschiedlichen Proben machen kann.
Im Fazit stelle ich die 4 Aufnahmen dann jeweils in entsprechenden Fotostrecken zusammen, um einen Eindruck im direkten Vergleich zu bekommen.
Proben und Probenvorbereitung
Efeu (Hedera helix), Thome, gemeinfrei
Ein Vergleich verschiedener Färbungen macht, wie in der Einführung beschrieben, nur anhand der selben Probe Sinn. Für den hier vorliegenden Artikel habe ich mich für den Blattstiel des Efeus (Hedera helix) als Grundlage entschieden, da dieser unkompliziert zu schneiden und ganzjährig verfügbar ist, sodass die hier vorgestellten Ergebnisse leicht nachvollzogen werden können.
Geschnitten habe ich einen frischen Blattstiel mit etwa 3 mm Durchmesser auf dem
Tempelchen mit Leica Klingen 818 im SHK Klingenhalter. Die Schnittdicke liegt bei ca. 50 µm. Die große Anzahl (etwa 60 Stück) für den Test benötigter Schnitte war dabei schnell erstellt. Die Fixierung erfolgte in AFE für ca. 3 Stunden. Noch nicht benötigte Schnitte habe ich nach der Fixierung für bis zu 7 Tage in Ethanol 70% aufbewahrt.
Die verwendete Technik
Objektive an meinem Leica DMLS
Neben den Präparations- verfahren hat auch die verwendete Technik und der Workflow bei der Bild- erstellung einen charakter- istischen Einfluss auf das Endergebnis im mikro- skopischen Bild, weswegen ich beides hier kurz vorstellen möchte:
-
Das Mikroskop
Ich arbeite mit einem Leica DMLB Ergo-Trinotubus auf einem DMLS Stativ. Dabei kommen die folgenden Komponenten zum Einsatz:
- NPlan 5x / 0,11 (Leica 506029)
- Plan Apo 20x / 0,60 (Leica 506035)
- HCX Plan Apo 40x PH2 / 0,75 (Leica 506174) im Hellfeld
- Kondensor 0,90 - 1,25
- Panasonic GX7 ohne Zwischenoptik mit Ofenrohr-Adaption
- Die Entstehung der Bilder
- Alle Aufnahmen gestacked aus 14 bis 60 Einzelaufnahmen
- Zerene Stacker PMAX oder DMAX
- XNView V 2.49.1 (Normalisierung / Schärfen / Bildumwandlung)
- Neat Image V8 zum "Putzen"
- Photoshop Elements V10 für die Hintergründe (Tonwert 245/245/245)
- Jens Rüdigs Makroaufmaßprogramm V0.9.2 für den Maßstab
Die ungefärbten Schnitte
Frisches Efeublatt (Hedera helix)
Auch am frischen, ungefärbten Schnitt lassen sich mit etwas Übung alle Gewebe und anatomischen Details erkennen. Dazu kommt die natürliche Farbe der Chloroplasten, die auch in Form, Position und Anzahl erhalten bleiben. Ein echter Vorteil gegenüber gefärbten Präparaten, bei denen dies nicht der Fall ist.
Es hat also durchaus seine Berechtigung - und seine ganz eigene Ästhetik - sich mit den frischen Schnitten auseinander zu setzen. Hilfreich ist dabei der Polarisationskontrast, der sklerifizierte Zellwände gut hervor hebt.
Verwendete Chemikalien
Keine
Rezept ungefärbte, frische Schnitte
- Für beste Ergebnisse sollte der Schnitt mit 30% Ethanol erfolgen, da durch die geringere Konzentration das Grün der Chloroplasten länger erhalten bleibt aber für eine ausreichende Benetzung von Klinge und Schnittfläche gesorgt ist.
- Bei besonders empfindlichen Materialien kann auch Ochsengalle als Netzmittel verwendet werden.
- Einen guten Schnitt dann möglichst blasenfrei in Wasser eindecken und schon ist das Präparat fertig für Betrachtung und Fotografie
Was gibt es zu sehen?
Hier sehen wir alle anatomischen Details des Efeublattstiels einschließlich Calciumoxalat-Drusen (D) und Segretgänge (SG). Aber halt, Epidermis und Cuticula fehlen, die sind hier nicht im Bild.
Erläuterungen zu den verwendeten Kürzeln in den beschrifteten Aufnahmen finden Sie
hier auf unserer Webseite.
Aufnahmen der ungefärbten Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen frischer Schnitte
W3A - Das Original
Die drei Farbstoffe für die W3A Färbung
Die Wackerfärbung, von Robin Wacker entwickelt und auch W3A genannt, ist eine der bekanntesten und sicher auch schönsten botanischen Färbungen und wurde in den Jahren nach ihrer Veröffentlichung im Mikrokosmos [1] häufig an- gewandt. Sie diente vielfach als Vorlage für weitere Färbungen, oft mit dem Ziel über eine Simultanfärbung ähnlich einfach wie mit den Etzold-Färbungen fein differenzierte Schnittpräparate zu erhalten.
Unbestreitbar hat die getrennte Anwendung der drei Ausgangsfarben Acridinrot, Acriflavin und Astrablau (daher 3A) aber ihre Vorteile, auch wenn die Färbung ursprünglich für die Anwendung an aufgezogenen Parafinschnitte entwickelt wurde und zwischenzeitlich einige Anpassungen am Rezept erfahren hat.
W3A ist trotz der drei Ansätze einfach zu handhaben, die Färbung ist sicher und fein differenziert, was besonders bei sklerifizierten Zellen ins Auge fällt. Auch die Cuticula wird sicher angefärbt.
Verwendete Chemikalien
Farblösungen:
- Acridinrot (1% in 50% Ethanol, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
- Acriflavin (1% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
- Astrablau (2% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
Jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99% auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept W3A nach Robin Wacker
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit Acridinrot für ca. 7 Minuten
- Färben mit Acriflavin für 15 bis 30 Sekunden (bis keine roten Farbwolken mehr abgehen)
- Färben mit Astrablau für ca. 2 Minuten
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Keine Differenzierung notwendig
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Farbwirkung W3A
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange bis rot in feinen Abstufungen; Mittellamellen rot
Parenchyme: grün bis blau
Cuticula: kräftig sonnengelb
Aufnahmen mit W3A gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit W3A gefärbter Schnitte
W3Asim I - Die erste von W3A abgeleitete Simultanfärbung
W3Asim I Lösung in einer schönen Pipettflasche
W3A muss hintereinander mit den drei benötigten Farblösungen gefärbt werden. Das ist natürlich etwas aufwändiger als die Anwendung der Simultanfärbungen der Etzold Färbungsfamilie, die auch drei Farbstoffe enthalten aber in einem Arbeitsgang angewendet werden können.
Das hat sich unser Mitglied Rolf-Dieter Müller zum Antrieb genommen, um nach Möglichkeit auch die Wackerfärbung in einem Arbeitsgang anwenden zu können. Heraus gekommen ist zunächst einmal W3Asim I, das mit den gleichen drei Farbstoffen arbeitet, wie Robin Wackers W3A Färbung. Hier kommt es auf das richtige Mischungsverhältnis und die Einwirkungsdauer an. Gut gemacht steht die W3Asim I Färbung (sim steht hier für simultan) dem sukzedan zu färbenden Original kaum nach, ist aber mit deutlich geringerem Aufwand zu erstellen. Das Ziel, W3A ähnlich einfach wie Etzold FCA anzubieten, ist somit erreicht.
Hier gibt es mehr zur W3Asim I Färbung
Verwendete Chemikalien
Farblösung:
- W3Asim I Gemisch
1 Teil Acridinrot
(1% in 50% Ethanol, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
1 Teil Acriflavin
(1% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
4 Teile Astrablau
(2% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
6 Teile Aqua dest.
Die Farblösungen jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99%
auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept W3Asim I nach Rolf-Dieter Müller
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit W3Asim I für 7 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Sanftes Differenzieren in Aqua dest. für ca. 1 Stunden - bei Bedarf länger
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Farbwirkung W3Asim I
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange bis rot, teils magenta in Abstufungen; Mittellamellen rot-orange
Parenchyme: blau bis grün
Cuticula: kräftig gelb
Aufnahmen mit W3Asim I gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit W3Asim I gefärbter Schnitte
W3Asim II - Eine weiterentwickelte Simultanfärbung
W3Asim II Lösung in einer Pipettflasche
Da die Experimentierfreude einmal geweckt war, hat Rolf-Dieter Müller das Astrablau aus der W3Asim I Lösung durch Alcianblau ersetzt. Die Anwendung der neuen Simultanfärbung W3Asim II ist genau so einfach wie beim W3Asim I, die Farbwirkung bei den parenchymatischen Zellen geht aber weg vom Blau hin zu einem Blaugrün, ohne an Differenzierung einzubüßen. Eine schöne Färbung, die ich lange Zeit fast ausschließlich angewendet habe und die bei Bedecktsamern und Nacktsamern gleichermaßen gute Ergebnisse liefert. Bedeckt- und Nacktsamer? Ja, die Färbeergebnisse unterscheiden sich zwischen den beiden Gruppen teils auf frappierende Weise, was nicht nur für W3Asim II sondern allgemein für botanische Färbungen gilt und soweit gehen kann, dass das Rezept entsprechend angepasst werden muss.
Hier gibt es mehr zur W3Asim II Färbung
Verwendete Chemikalien
Farblösung:
- W3Asim II Gemisch
1 Teil Acridinrot
(1% in 50% Ethanol, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
1 Teil Acriflavin
(1% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
4 Teile Alcianblau
(0,2% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
6 Teile Aqua dest.
Die Farblösungen jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99%
auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept W3Asim II nach Rolf-Dieter Müller
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit W3Asim II für 7 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Sanftes Differenzieren in Aqua dest. für ca. 1 Stunden - bei Bedarf länger
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Farbwirkung W3Asim II
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange bis rot; Mittellamellen rot-orange
Parenchyme: grün bis blaugrün
Cuticula: blass gelb
Aufnahmen mit W3Asim II gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit W3Asim II gefärbter Schnitte
W-Asim III - Nun mit Rhodamin B - Eintopflösung
W-Asim III Lösung in einer PE-Flasche
Nun sind wir bei der neuesten Generation der W3A Derivate angekommen. Das hier vorgestellte W-Asim III beruht wie W3Asim II auf Alcianblau, allerdings wurde das Acridinrot durch Rhodamin B ersetzt. Auch Robin Wacker hatte seinerzeit mit Rhodamin B experimentiert, sich aber dann für das Acridinrot entschieden, dass etwas intensivere Farben liefert und insbesondere im Fluoreszenzkontrast besser zum Astrablau und Acriflavin passt.
Die Färbung wurde von Rolf-Dieter Müller auf dem Dörnberg VII Treffen als Zweikompo- nentenfärbung entworfen und von Klaus Herrmann zu einer echten Simultanfärbung weiterentwickelt. Rhodamin B zeigt deutliche Unterschiede zum Acridinrot und somit baut sich die Erfahrung mit der neuen Färbung erst langsam auf, was auch ein entsprechender
Thread im Mikroforum zeigt.
Aber auch auf der MKB Seite gibt es
hier weitere Informationen zu W-Asim III.
Verwendete Chemikalien
Farblösung:
- W-Asim III Gemisch von Klaus Herrmann
Rhodamin B
(1% in Ethanol 50%, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
Acriflavin
(1% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
Alcianblau
(0,2% in Aqua dest., stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
Die Farblösungen jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99%
auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept W-Asim III Eintopf
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit W-Asim III (unverdünnt) für 15 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Sanftes Differenzieren in Aqua dest. für ca. 1 Stunde (mehrfacher Wasserwechsel ...)
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Farbwirkung W-Asim III Eintopf
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange bis rot; Mittellamellen rot-orange
Parenchyme: grasgrün bis dunkelgrün
Cuticula: kräftig gelb
Aufnahmen mit W-Asim III Eintopf gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit W-Asim III Eintopf gefärbter Schnitte
W-Asim III - Mit Rhodamin B - Zweikomponenten
W-Asim III Lösung in zwei Komponenten
Hier die ursprünglich von Rolf-Dieter Müller zusammen gestellte W-Asim III (oder Dörnberg VII) Färbung mit zwei Komponenten. In diesem Falle wird mit Rhodamin B vorgefärbt und nach kurzem Ausspülen mit Wasser erfolgt der zweite Teil der Färbung mit der Alcianblau / Acriflavin Lösung.
Somit gilt auch in diesem Fall das schon beim W-Asim III "Eintopf" gesagte: Rhodamin B zeigt deutliche Unterschiede zum Acridinrot und somit baut sich die Erfahrung mit der neuen Färbung erst langsam auf, was auch ein entsprechender
Thread im Mikroforum zeigt.
Aber auch auf der MKB Seite gibt es
hier weitere Informationen zu W-Asim III.
Verwendete Chemikalien
Farblösungen:
- Rhodamin B Lösung
(1% in Ethanol 50%, stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
- Alcianblau / Acriflavin Lösung
(1% Acriflavin und 0,2% Alcianblau in Aqua dest.,
stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
- Alle Lösungen mit 2ml Essigsäure auf 100 ml Farblösung
leicht angesäuert
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept W-Asim III Zweikomponenten
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit Rhodamin B für ca. 20 Minuten
- Gründliches Spülen mit Aqua dest.
- Färben mit Aclianblau/Acriflavin für ca. 15 Minuten
- Gründliches Spülen mit Aqua dest.
- Keine Differenzierung, es gehen keine Farbwolken ab
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal
Farbwirkung W-Asim III Zweikomponenten
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange bis rot mit einem Stich Richtung Magenta; Mittellamellen magenta-rot
Parenchyme: grasgrün bis dunkelgrün
Cuticula: gelb
Aufnahmen mit W-Asim III in zwei Komponenten gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit W-Asim III Zweikomponenten gefärbter Schnitte
RDM 5 - Noch mehr Farben
RDM 5 - 5 Farbstoffe in zwei Lösungen
Da geht noch was! Im vergangenen Monat hat Rolf-Dieter Müller hier seine neue Fünffachfärbung RDM 5 vorgestellt. Auch diese basiert - wenn auch etwas entfernter, auf dem W3A Ansatz von Robin Wacker. Alles in allem sehen wir eine etwas zurückhaltendere Farbgebung mit einer schönen Differenzierung und da die fünf Farben auf zwei Farblösungen verteilt sind, ist die Handhabung auch recht einfach. Zumal die Grünkomponente aus Alcianblau und Acriflavin auch bei der Zwei- komponentenversion der W-Asim III Färbung Verwendung findet.
Hier gibt es weitere Informationen zu RDM 5 auf unserer Webseite..
Verwendete Chemikalien
Farblösungen:
- Safranin, Diamantfuchsin Chrysoidin Lösung
Stammlösung I = 1 g Safranin und 0,1 g Diamantfuchsin in
100 cm³ Wasser.
Stammlösung II = 0,05 g Chrysoidin in 100 cm³ Wasser.
Für die Gebrauchslösung werden dann 4 Pipettentropfen von
Stammlösung I (Safranin/Diamatfuchsin) auf 100 cm³
Stammlösung II (0,05%ige Chrysoidinlösung) zugesetzt.
Die Färbezeit beträgt mindestens 2 Stunden, kann aber
je nach Schnittdicke auch auf 24 Stunden verlängert werden.
- Alcianblau / Acriflavin Lösung
(1% Acriflavin und 0,2% Alcianblau in Aqua dest.,
stabilisiert mit einigen Kristallen Thymol)
Die Farblösungen jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99% auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept RDM 5
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit Safranin, Diamantfuchsin, Chrysoidin für ca. 2 Stunden
- Gründliches Spülen mit Aqua dest.
- Färben mit Aclianblau/Acriflavin für ca. 15 Minuten
- Gründliches Spülen mit Aqua dest.
- Keine Differenzierung, es gehen keine Farbwolken ab
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
- Eindecken in Euparal (Präparate 3527 - 3530)
Farbwirkung RDM 5
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: gelb bis orange; Mittellamellen orange-rot
Parenchyme: grasgrün bis dunkelgrün
Cuticula: gelb
Aufnahmen mit RDM 5 gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit RDM 5 gefärbter Schnitte
Müller SAC - Alt aber Oh Ho!
Müller SAC - eine klassische Dreifachfärbung
Noch eine Kreation von Rolf Dieter Müller, auch wenn diese schon etwas älter ist. Hintergrund für die Ent- wicklung war seinerzeit der Versuch, eine Dreifach- färbung mit ähnlich guter Differenzierung wie W3A basierend auf anderen Farbstoffen zu entwickeln. Eine Herausforderung, die meines Erachtens gut gelöst wurde.
Von der Handhabung wird es nun wieder ein wenig aufwändiger: Müller SAC oder einfach SAC ist eine Sukzedanfärbung, bei der mit drei Farbstoffe hintereinander gefärbt wird. Aber das Ergebnis lohnt die Mühe allemal. Je nach Probenmaterial ist die Farbwirkung fantastisch und der große Vorteil: Acridinrot wird auch hier nicht benötigt.
Hier gibt es weitere Informationen zur SAC Färbung auf unserer Webseite..
Verwendete Chemikalien
Farblösungen:
- Safranin
1% Safranin in Aqua dest., stabilisiert mit etwas Thymol
- Chrysoidin
0,03% Chrysoidin in Aqua dest., stabilisiert mit etwas Thymol
- Astrablau
2% Astrablau in Aqua dest., stabilisiert mit etwas Thymol
Die Farblösungen jeweils angesäuert mit 2 ml Essigsäure 99% auf 100 ml Stammlösung
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Salzsäurealkohol (3 ml Salzsäure 36% auf 100 ml Ethanol 70%)
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept Müller SAC
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit Safranin 1% für ca. 10 Minutenn
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Differenzieren mit Salzsäurealkohol bis nur noch die verholzten Zellen rot gefärbt sind
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Färben mit Astrablau 1% für ca. 30 Sekunden
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Färben mit Chrysoidin 0,03% für ca. 5 Minuten
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Keine weitere Differenzierung notwendig
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Farbwirkung SAC
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: rot-orange; Mittellamellen rot
Parenchyme: blau bis blaugrün
Cuticula: blass gelb bis leuchtend orange
Aufnahmen mit SAC gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit SAC gefärbter Schnitte
Etzold FCA
Etzold FCA in der Tropfflasche
Die Dreifachfärbungen nach Etzold sind die Klassiker unter den Simultanfärbungen. Dabei hat Dr. Etzold das ursprüngliche Etzold FSA gemisch Anfang der 2000er Jahre selbst modifiziert. Im hier vorgestellten Etzold FCA kommt Chrysoidin statt dem etwas kritischen Safranin zum Einsatz, da Safranin absolut undifferenziert alle pflanzlichen Materialien anfärbt und mit Chrysoidin eine differenziertere Färbung möglich ist. Die Etzold Färbungen sind beide klassische "Eintopffärbungen" die unkom- pliziert anzuwenden sind, zumal das fertige Gemisch jahrelang haltbar ist.
Die Etzold FCA Färbung ist im Mikrokosmos [2] ausführlich beschrieben.
Verwendete Chemikalien
Farblösung:
Etzold FCA (auf 1 Liter)
- Fuchsin 1:10 000 0,1 g
- Chrysoidin 1:7000 0,143 g
- Astrablau 1:800 1,25 g
Angesäuert mit 20 ml Essigsäure (99%)
Achtung, Basisches oder Diamantfuchsin verwenden.
Weitere Stoffe:
- AFE
- Ethanol 70%, ggf. auch 50 und 30%
- Aqua dest.
- Isopropanol >99%
- Euparal
Rezept Müller SAC
- Ausgangspunkt: AFE fixierte Schnitte in Ethanol 70%
- Stufenweises Überführen der Schnitte in Aqua dest.
- Färben mit Etzold FCA für 10 Minuten mit einmaligem leichten Erwärmen
- Gründliches Spülen in Aqua dest.
- Differenzieren Isopropanol/Wasser für ca. 2 Minuten (Lupenkontrolle)
- Entwässern in Isopropanol rein (3* im schnellen Wechsel, 2 * 1 Minute, 2 * 5 Minuten)
Anmerkung:
Etzold beschreibt in seiner Veröffentlichung [2] für schwierige Proben das Kochen der fixierten Schnitte in der FCA Lösung, wobei diese nicht eindicken oder gar antrocknen darf. Auch eine lange Kaltfärbung (1 Tropfen FCA in 10 ml Aqua dest. für 24 h) ist möglich und z.B.
hier (Von der Probe zum Präparat) beschrieben. Insbesondere das ausdauernde Erhitzen führt zu einem besseren Aufziehen des Chrysoidins und sollte damit den von Etzold beschriebenen Farbenreichtum hervorbringen. Hier stehen noch Versuche an.
Farbwirkung Etzold FCA
Sklerifizierte und lignifizierte Zellen: orange, rot-orange bis Magenta; Mittellamellen rot
Parenchyme: blau
Cuticula: blass magenta
Gemäß dem hier verwendeten Rezept - siehe Anmerkung dort.
Aufnahmen mit Etzold FCA gefärbter Schnitte vom Efeublattstiel
Weitere Aufnahmen mit Etzold FCA gefärbter Schnitte
Fazit
Wir haben nun 8 verschiedene Färbungen gesehen und nun mag sich dem einen oder anderen die Frage stellen: welche nehmen? Wohl dem, der noch etwas Acridinrot zu hause hat, er kann auf die Färbungen zurück greifen, die auf diesen Stoff aufbauen (
W3A,
W3Asim I und
W3Asim II). Alle anderen brauchen ein dickes Portemonnaie oder müssen bei den anderen Färbungen zugreifen.
Die neue
W-Asim III Färbung mit Rhodamin B als echte
Simultanfärbung oder in zwei Stufen liefert ebenfalls sehr schöne Ergebnisse, was aber natürlich auch für die anderen Färbungen wie
Müller SAC und
RDM 5 und für die ehrwürdige Etzold
FCA Färbung gilt.
Der Zweck der Färbung, nämlich die differenzierte Darstellung der unterschiedlichen Pflanzengewebe wird, wie bereits eingangs gesagt, von allen 8 Rezepten erreicht. Somit bleibt als Entscheidungsmerkmal noch der zu betreibende Aufwand, der bei den Rezepten mit 2 oder 3 hintereinander zu verarbeitenden Farblösungen natürlich höher ist. Wer nur selten einmal botanische Schnitte präpariert, wird da wohl beim Etzold FCA bleiben wollen, das unkompliziert zu verarbeiten und zu lagern ist: die Lösung hält problemlos mehrere Jahre. Wer häufiger präpariert, wird die unterschiedlichen Wirkungen der Färbungen auf unterschiedliche Gewebe zu schätzen wissen, die ein wenig aus den jeweiligen Beispielgalerien hervor gehen.
Was dann noch bleibt, ist der persönliche Geschmack und da mag jeder nach seiner eigenen Façon glücklich werden.
Im folgenden nun 4 Fotostrecken, die es ermöglichen, die einzelnen Färbungen im Vergleich zu betrachten. Jeweils von blau nach grün.
Die Übersichtsaufnahmen
Ausschnitt aus dem Leitbündel
Ein Nebenleitbündel mit den umliegenden Geweben
Cuticula, Epidermis, Kollenchym und Rindenparenchym des Efeublattstiels
Ich hoffe, die Vorstellung mit Rezepten und Farbwirkungen ist hier oder da nützlich und danke fürs Lesen.
Wer möchte, kann im zugehörigen
Thread im Mikroforum zu den einzelnen Färbungen diskutieren, Tipps geben, eigene Ergebnisse zeigen und gerne auch Fragen stellen.
Etzold Grün - leider verdorben und außer Konkurrenz
Etzold Grün war eine sehr schöne Dreifachfärbung, die wie Etzold FCA simultan gefärbt wurde und somit sehr einfach zu handhaben war. Hier wurde das Astrablau durch Alciangrün - eine Mischung aus Alcianblau und Alciangelb - ersetzt. Die weiteren Bestandteile sind Diamantfuchsin und Chrysoidin.
Leider ist das zur Zeit erhältliche Alciangelb nicht mehr im gewohnten Maße in Wasser löslich (Stand Ende 2019), sodass Alciangrün nicht mehr zur Verfügung steht. Damit fällt neben Etzold Grün auch
Dujardin Grün aus.
Insgesamt standen uns beim MKB noch drei Fläschchen mit Etzold Grün Gemisch zur Verfügung. In allen Fällen ist die Lösung verpilzt und das Alciangrün fällt aus. Unten einige Beispielbilder: die Färbung funktioniert nicht mehr und ist somit verloren:
Beispielbilder Etzold Grün mit Pilz und Kristallbildung
Literatur
[1] Eine neue und einfache Methode zur polychromatischen
Anfärbung von Paraffinschnitten pflanzlicher Gewebe für
Durchlicht- und Fluoreszenzmikroskopie
Robin Wacker
Mikrokosmos, Heft 4, 95. Jahrgang, S. 210 ff.
Juli 2006
PDF bei zobodat.at
[2] Simultanfärbung von Pflanzenschnitten mit Fuchsin, Chrysoidin
und Astrablau
Dr. Helmut Etzold, Erlangen
Mikrokosmos, Heft 5, 91. Jahrgang, S. 316 ff.
September 2002
PDF bei zobodat.at
Bildquellen
- Weitere Aufnahmen zum W-Asim III Eintopf von Klaus Herrmann
- Alle anderen Aufnahmen vom Autor des Textes
Bezugsquelle
-
Alle benötigten Färbelösungen können - soweit noch verfügbar - von Klaus Herrmann in kleinen Gebinden (30 ml) bezogen werden. Kontakt über das
Mikroskopie-Forum.
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