Der Celestron NexYZ Smartphone Adapter

Verkaufsverpackung des NexYZ von Celestron
Jörg Weiß,
vom 01.10.2018
Viele Mobiltelefone haben Kameras, die zur Aufnahme mikroskopischer Bilder durch das Okular eines Mikroskops geeignet sind. Es ist jedoch eine recht "fummelige" Angelegenheit, das Telefon korrekt über dem Okular zu positionieren und beim Auslösen nicht zu verwackeln. Der Smart- phone Adapter NexYZ von Celestron schafft hier Abhilfe, in dem er das Handy in allen drei Raumachsen verschiebbar korrekt über dem Okular platziert. Es sei kurz angemerkt, dass dies auch bei Teleskopen (dafür ist der NexYZ vornehmlich konstruiert) und Spektiven und einigen Ferngläsern funktioniert.
Im folgenden möchte ich meine persönliche Erfahrung mit dem Gerät und seiner Anwendung kurz vorstellen und einige Tipps geben. Interessenten sollten vor dem Kauf aber prüfen, ob die Kamera ihres Smartphones von der Pupillenlage her geeignet ist, eine saubere Aufnahme durch das Okular zu ermöglichen.
Ist mein Handy für Okularaufnahmen geeignet?
Um zu prüfen, ob die Kamera des eigenen Telefon für Okularaufnahmen geeignet ist, stellt man am Mikroskop ein beliebiges Präparat scharf und positioniert das Handy bei eingeschalteter Kamera über dem Okular. Auch wenn es nicht gelingt, es perfekt in der optischen Achse auszurichten (daher ja der Adapter ...), muss es eine Stelle geben, an der die Okularblende als scharfer Kreis oder Teilkreis zu sehen ist. Dann steht der mechanischen Unterstützung durch den NexYZ nichts im Wege.
So sollte es aussehen:
Leider habe ich kein Telefon im Haus, bei dem die Kamera nicht geeignet ist. Ein Negativbeispiel muss also entfallen.
Der NexYZ Adapter
Celestron liefert den Adapter in einem gepolsterten Karton aus, der später auch als Transportbehälter dienen kann. Enthalten sind neben dem Adapter und einer 5-sprachigen Kurzanleitung auf zwei Din A4 Seiten ("Positionieren Sie Ihr Telefon über den Knöpfen der X- und Y-Achsen über dem Okular." :) ) auch zwei Adapterringe, die zur Anpassung kleinerer Tubusdurchmesser bei Mikroskopen dienen. Die große Halteklammer ist eher auf den Okulardurchmesser von Teleskopen ausgelegt und greift auch 60 mm sicher. Celestron gibt 25 mm als minimalen Tubusdurchmesser an, die Adapterringe lassen sich dazu kombinieren.
Die Telefonaufnahme des Adapters hält auch große Exemplare in Ihrer Hülle. Es sind jedoch nur Bumper geeignet. Hüllen, die das Display abdecken, sind nicht geeignet und müssen ggf. entfernt werden. Leider gibt es weder auf der Webseite von Celestron noch in der Bedienungsanleitung konkrete Angaben zur maximalen Größe des Telefons. Gemessen sind Breiten bis etwa 110 mm und Längen bis etwa 160 mm (abhängig von der Lage der Kamera im Gehäuse) jedoch kein Problem. Für diese Angaben übernehme ich keine Gewähr, bitte ggf. vorher beim Händler ausprobieren!
Celestron schreibt, dass auch die aktuellen großen Smartphones von Apple und Samsung verwendet werden können. Ich selbst habe mit einem Apple IPhone 7 in einer dicken Bumper-Hülle getestet, welches perfekt passt. (B*L*H: 72 * 143 * 10,5 mm).
Packungsinhalt und Extra-Adapter

Der NexYZ Adapter mit den mitgelieferten Futterringen. Rechts daneben ein zusätzlicher, aus Kunstoff gedrehten Futterring für meine Leitz HM und LM Mikroskope. Dieser wird nicht zwingend benötigt, wie wir im Folgenden sehen werden.
Beschreibung
Der NexYZ besteht aus stabilem, dem Anschein nach glasfaserverstärkten Kunststoff. Die einzelnen Teile machen einen ausreichend dimensionierten Eindruck und lassen sich nicht verbiegen. Am oberen Ende finden wir eine einseitig mit einer Schaumeinlage gepolsterte Halteklammer, die den Adapter mit einer Feder an das Tubusrohr klemmt. Da der Federdruck nicht ausreicht, um den Adapter stabil in Position zu halten, kann er mittels einer Rändelmutter auf einer Gewindestange (beides aus Metall) fest gesichert werden.
An der Klammer befindet sich ein Trieb zur Höhenverstellung der Halteplatte für das Smartphone. Der Trieb erfolgt über Zahnstange und Zahnrad (beide aus Metall), der bewegliche Teil gleitet auf einem Schwalbenschwanz aus Kunststoff, dessen Andruck über zwei kleine Madenschrauben justiert werden kann.
Die Halteplatte selbst kann über einen koaxialen Kreuztrieb in den beiden verbleibenden Raumrichtungen justiert werden. Der Trieb erfolgt auch hier über Zahnstange und -rad aus Metall, die Gleitlagerung ist wieder aus Kunststoff und ebenfalls über Madenschrauben im Andruck justierbar.
Das Smartphone wird letztendlich mittels einer Federklemme auf der Halteplatte fixiert, ein Widerlager am unteren Ende verhindert dabei ein Herausrutschen des Geräts aus der Halterung. Der Untergrund der Halteplatte ist mit einer dicken Gummimatte rutschfest gepolstert und die drei Haltezangen sind nach inne geneigt, sodass beliebig geformte Telefone sicher gehalten werden können.
Alles in Allem hinterlässt macht der Adapter somit einen stabilen Eindruck und die vielen sinnvollen Details weisen auf eine sorgfältige Konstruktion hin.
Der NexYZ von allen Seiten
Und in der Praxis?
Ausprobiert habe ich den NexYZ Adapter an meinen beiden Exkursionsmikroskopen, den Leitz Modellen HM und LM, bei letzterem auch am Binotubus. Dazu muss der Tubus zunächst entweder mit den mitgelieferten Futterringen (beide passen ineinander und müssen bei den rund 25 mm Tubusdurchmesser der beiden Mikroskope gemeinsam verwendet werden) oder dem gedrehten Futterring (auch hier nochmal lieben Dank an Olaf Medenbach!) so erweitert werden, dass die Halteklammer des Adapters sicher fixiert werden kann.
Beim Ansetzen des Adapters ist zunächst darauf zu achten, dass die Halteklammer möglichst bündig mit dem oberen Rand des Okulars abschließt, um einen möglichst großen Spielraum für die Höhenverstellung (Z-Trieb) am Adapter zu erhalten. Je nach Form des vewendeten Stativs muss der NexYZ etwas aus der Senkrechten verdreht werden, damit es bei der späteren Justage des Smartphones über dem Okular nicht zu Kollisionen kommt.
Ist die passende Lage des Adapters gefunden, muss dieser mittels der Rändelmutter auf der Gewindestange fest fixiert werden. Ein Verkippen sollte bestenfalls nicht mehr möglich sein. Dazu war zumindest bei mir ein beträchtlicher Kraftaufwand notwendig, den das Material aber klaglos aushält: auch nach einigen Anwendungen zeigen sich noch keine Druck- oder Abriebspuren auf dem Gegenlager der Rändelmutter.
Nun wird er Z-Trieb auf maximale Höhe gebracht und das Smartphone in die Halterung eingelegt. Dazu die Federklemme auf der linken Seite der Halteplatte herausziehen, bis sich das Telefon einfach einlegen lässt und dabei darauf achten, dass es plan auf der Gummiauflage aufliegt und fest an allen drei Auflagepunkten der Halteplatte anliegt (beidseitig und am unteren Rand).
Der NexYZ am Leitz HM und Leitz LM
Jetzt geht es ans Positionieren des Telefons! Mittels des Kreuztriebs wird das Telefon nun so verschoben, dass die Kameralinse mittig über dem Okular liegt. Dies ist bei eingeschalteter Kamera leicht am Bildschirm zu kontrollieren. Anschließend verfahren wir die Höhenverstellung so, dass die Okularblende im Kamerabild scharf erscheint.
Abgesehen von der bereits oben aufgetretenen Vignetierung am Rande des Kamerabildes sollte nun das von der Kamera aufgenommene Bild kreisförmig scharf begrenzt sein.
Haben wir die beschriebenen Einstellungen vorgenommen, sind wir bereit für erste Aufnahmen. Die Scharfstellung des Mikroskopischen Bildes erfolgt wie gewohnt am Trieb des Mikroskops. Hier keinesfalls den Z-Trieb des Adapters verwenden!

Der NexYZ Adapter in Aktion am Leitz HM. Hier ist der Tubus mit den dem Produkt beiliegenden Futterringen erweitert. Die Adaption meines IPhone 7 gelingt leicht und ohne Probleme.
Hinweise und Tipps
- Die in den vorangegangenen Bildern sichtbare Vignettierung des mikroskopischen Bildes auf meinem Smartphone ist nicht dem Adapter geschuldet. Das Modell eines Kollegen konnte auf dem Dörnbergtreffen problemlos so justiert werden, dass der komplette Bildkreis sichtbar war.
- Um Verwackler beim Auslösen zu vermeiden, kann eine Kamera-App mit Auslöseverzögerung ("Selbstauslöser") verwendet werden.
- Bei vorsichtiger Bedienung können auch Bilderserien zum erstellen von Z-Stapeln ("Stacken") gemacht werden.
- Zumindest bei meinem Adapter mussten die Madenschrauben an den Schwalbenschwanzlagern aller drei Raumrichtungen nachgezogen werden, um einen einigermaßen spielfreien Lauf sicher zu stellen.
- Ein wenig geeignetes Gleitfett kann zu einem satten Lauf verhelfen, wie wir ihn von unseren Mikroskoptrieben gewohnt sind. Aber Vorsicht: Triebe und Gleitflächen liegen offen und zuviel des Guten führt bei jeder Anwendung zu schmierigen Fingern ...
Fazit
Der NexYZ von Celestron hält, was er verspricht: geeignete Smartphones lassen sich einfach und sicher in die richtige Lage über dem Okular bringen und bleiben auch dort. natürlich gibt es auch einige kleine Kritikpunkte: die Anleitung hätte eine bessere Übersetzung verdient und die Zahnstangen wirken doch recht billig.
Ein Schwachpunkt ist sicher auch die Schaumeinlage an der unteren Backe der Halteklammer. Diese liegt nicht auf der ganzen Fläche auf sondern lässt unten einen gut drei Millimeter breiten Rand frei, der etwas höher liegt. Das kann dazu führen, dass die Klemmung nur mit diesem Rand erfolgt und somit die sehr kleine Auflagefläche ein Verkanten erlaubt. Nutzt man die mitgelieferten Futterringe, besteht diese Gefahr nicht, da sie nur ca. 10 mm hoch sind, und der erhöhte Rand somit vermieden werden kann. Wie oder ob sich das bei einem Teleskopokular auswirkt, kann ich nicht beurteilen: ich besitze ein solches Gerät nicht.
Weiterhin könnte die Höhenverstellung etwas genauer arbeiten, ggf. habe ich hier aber noch nicht die optimale Einstellung für den Anpressdruck des Gleitlagers gefunden.
Für mich in Summe ein gutes Produkt mit nur leichten Schwächen, das seinen Zweck erfüllt.

Die geöffnete Halteklammer des NexYZ Adapters. Das im Text angesprochene Schaumpolster und der schmale untere Rand sind gut erkennbar.
Herstellerinformationen im Netz
Den NexYZ Adapter finden Sie auch auf der Webseite von Celestron:
NexYZ bei Celestron
Und es gibt eine Seite mit Tipps und Tricks:
NexYZ Tipps bei Celestron
Der Preis liegt nach meinen Recherchen zwischen 60 und 80 Euro. Mikroskopiker aus dem Bonner Raum werden auch bei
Jülich fündig.
Fotos mit meinem Smartphone und dem NexYZ Adapter
Sicher hat sich der eine oder andere Leser gefragt, warum ich bisher keine Mikrofotos gezeigt habe, die mit Hilfe des hier beschriebenen Adapters entstanden sind. Ganz einfach: ausschlaggebend für die Bildqualität sind vor allem Faktoren wie die Beleuchtung, die Qualität des Präparates, die Optik des Mikroskops und letztendlich auch die Qualität der Kamera am Smartphone und das Geschick des Mikroskopikers hinter der Hardware. :)
Der Adapter selbst spielt dabei nur eine vergleichbar geringe Rolle. Vor diesem Hintergrund soll die Qualität meiner Bilder mit meinem Equipment nicht die Bewertung des Adapters beeinflussen und deshalb stelle ich sie hinten an.
Einige Beispielbilder (Leitz HM, achromatische Objektive, IPhone 7 und natürlich dem NexYZ)
Der Autor an seinem Leitz HM

Alle in der Beispielgalerie oben gezeigten Aufnahmen sind an meinem Leitz HM mit einfachen Achromaten, einem 10x Okular und einer alten 15 Watt Beleuchtung entstanden. Das ist meine Anwendung für den NexYZ Adapter und die Bilder sind natürlich nicht mit denen einer fest adaptierten Kamera an einem stationären Stativ mit entsprechender Optik zu vergleichen.