Die Edelmetall-Telluride der Grube Glava in Schweden
Bild 1: Die Lage der Grube in Schweden
Dr. Holger Adelmann, vom 01.01.2021
Zur Geschichte
Der schwedische Name der Grube ist Yttre Ruds koppargruvor, Gemeide Yttre Rud bei Glava, Provinz Arvika, Värmland, Schweden.
https://zh.mindat.org/loc-10042.html
Bereits um 1870 wurde die Lagerstätte entdeckt, jedoch fand kaum Bergbau vor dem ersten Weltkrieg statt. Es war zunächst nicht bekannt, dass in der Kupfergrube durchaus abbauwürdige Mengen an Gold & Silber vor kamen, die Au-Ag-Te Minerale wurden erst 1941 von Scherbina* entdeckt, sie erscheinen als Einschlüsse in den Cu-Fe-Sulfiden. Weitere wichtige Befunde wurden von Oen & Kieft (1984) erhoben.
Die Situation vor Ort
Die aufgelassene Grube liegt mit ihren abgesoffenen Schächten, Schurfen, und Halden in einem lichten Kiefernwald mit viel weiß-gelbem Moos – eine typisch nordische, wunderschöne Landschaft, aber man muss schon aufpassen wohin man tritt, es gibt keinerlei Absperrungen
Bild 2: Einer mit mit Wasser gefüllten Schächte der alten Grube - nicht ganz ungefährlich
Die Lagerstätte
Die Erze des Glava kopparfält (Glava Kupferfeldes) treten in Nord-Süd streichenden Gängen auf (in einem westlichen und einem östlichen Gangzug), die Gänge liegen in einem hochgradig metamorphisierten, "gneissigen" Paläovulkanit, einem uralten Vulkangestein aus dem Präkambrium. Es handelt sich um eine hydrothermale Cu-Au Lagerstätte mit Telluriden, wobei der Tellurobismuthit die dominierende Te-Phase darstellt.
Die Gangart der Lagerstätte ist ganz überwiegend Quarz, möglicherweise auch aus einer (Teil-) Mobilisierung des ursprünglich wohl ryolithischen Vulkanits. Die Gangart tritt aber meist zurück, das Erz liegt meist als Adern oder dickere Butzen direkt im metamorphen Gestein.
Das Haupterz ist Bornit, daneben div. Kupfersulfide (CunSm-Phasen), meist Digenit und Covellin, manche sicher auch als sekundäre (Verwitterungs-) Bildungen.
Bild 3: Oxidierter Bornit im Gestein, der Hammer als Größenvergleich
Bild 4: Frischer Bornit
Die Minerale unter dem Erzmikroskop
Das Haupterz, der im Erzmikroskop rötlich-bräunlich erscheinende Bornit, zeigt feinste Lamellen von Kupferkies und anderen Cu-Fe-S Phasen. Diese Lamellen sind Ausdruck einer Entmischung bei Abkühlung einer Bornit-Neodigenit solid-solution. Entmischungen sind im Bornit häufig und gut untersucht:
Bei Temperaturen von einigen 100 Grad liegt eine sogenannte Bornit-Neodigenit solid-solution vor, ein "unstöchiometrisches" Cu-Fe-S Elementgemisch, welches auch alle möglichen Fremdelemente aufnimmt. Beim Abkühlen "reinigt" sich der entstehende Bornit von Fremdelementen, die nicht ins Kristallgitter passen. Auch stöchiometrisch überzählige Elemente, welche für den Bornit keine Fremdelemente darstellen (Cu, Fe, S) werden beim Abkühlen aus dem entstehenden Bornit entfernt und bilden dann, wie hier gut sichtbar, Lamellen aus Kupferkies und Cu-Sulfiden.
Die abgerundeten Edelmetall-Telluride im Bornit von Glava können als entmischte Fremdelemente der ursprünglich existierenden solid-solution angesehen werden, diese Entmischungen fanden nach den Untersuchungen von Oen & Kieft (1984) in verschieden Phasen der Abkühlung statt
Die Minerale im Auflicht
Literatur und Links
[1] Yttre Ruds koppargruvor, Gemeide Yttre Rud bei Glava,
Provinz Arvika, Värmland, Schweden
https://zh.mindat.org/loc-10042.html
[2] *Scherbina, A. S. (1941):
The gold-rich chalcocite-bornite deposit of Glava in Vermland, Sweden,
and its geological setting.
Neues Jahrb. Mineral. Geol. Beilage-Band 76A, 377-458.
[3] **Oen, I. S. & Kieft, C. (1984):
Paragenetic relations of Bi-, Ag-, Au-, and other tellurides in bornite veins
at Glava, Värmland, Sweden.
Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen 149, 245-266.
Bildquellen
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