Die Raspelblättrige Pelargonie (Pelargonium radens)
Jörg Weiß, vom 17.09.2022
Zum Mikroskopikertreffen in Bexbach hatte Maria Beier einige Pelargonienarten mitgebracht. Dabei ist mir die Raspelblättrige Pelargonie wegen ihrer stark geteilten Blätter und der schon mit bloßem Auge erkennbaren borstigen Behaarung besonders ins Auge gefallen und ich möchte sie hier im mikroskopischen Schnitt vorstellen.
Bevor wir uns aber den Schnitten zuwenden, zunächst einige Informationen zur Pflanze selbst.
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Interessantes zur Raspelblättrigen Pelargonie
Die Gattung Pelargonium gehört zur Familie der Geraniaceae in der Ordnung Geraniales, einer großen Familie mit 11 Gattungen und 800 Arten in der subtropischen und tropischen Welt. Es gibt 270 Arten von Pelargonium, die in Süd-, Ost- und Nordostafrika, Asien, St. Helena, Tristan da Cunha, Madagaskar, Australien und Neuseeland beheimatet sind; 219 Arten kommen alleine im südlichen Afrika vor.
Die Gattung Pelargonium hat ihren Namen von der Ähnlichkeit der Fruchtform mit dem Schnabel eines Storches, griechisch pelargos, abgeleitet. Der Artname radens (lateinisch), der von radula (lateinisch) Raspel oder Feile abgeleitet ist, bezieht sich auf die raspelartig behaarten Blätter. Pelargonium radens wurde schon im Jahr 1774 in England eingeführt und erreichte von dort als kultivierte Gartenpflanze die anderen Europäischen Länder.
Pelargonium radens kommt im südlichen und östlichen Kapgebiet, in der Nähe von Barrydale und ostwärts bis Engcobo vor. Im Allgemeinen findet man sie in Schluchten oder Kuhlen in der Nähe von Bächen oder zwischen Sträuchern an Berghängen.
Bild 1: Ein Beet mit Raspelblättrigen Geranien (Pelargonium radens), aus Wikipedia, User QWERTZY2, CC BY-SA 3.0
Die Raspelblättrige Pelargonie, auch Rosengeranie, ist ein aufrechter, dicht verzweigter Strauch, der gewöhnlich weniger als 1,5 m hoch wird. Die jüngeren Zweige bleiben krautig und schlank, ältere Zweige verholzen an der Basis. Wie alle oberirdischen Pflanzenteile sind die krautigen Zweige mit steifen Borsten besetzt und fühlen sich dadurch rau an (-> Name).
Die stark gefiederten Blätter haben eine dreieckige Form und sind 30-50 x 30-60 mm groß. Wenn sie gerieben werden, verströmen sie einen stechenden Geruch. Die Blattränder sind zur Unterseite hin eingerollt, auf beiden Seiten findet man steife Trichome und blasige Drüsenhaare.
Bild 2: Blatt und Blattstiel der Pflanze
Bild 3: Die Blattoberseite im Detail, Aufnahme von Maria Beier
Die Blüten sind blassviolett bis rosa mit tiefvioletter Zeichnung auf den oberen beiden Blütenblättern. Die Pflanze blüht von August bis Januar. Die Samen werden unmittelbar nach der Blütezeit gebildet.
Am elliptischen Samen befindet sich ein spiralförmig aufgerollte, gefiederter Auswuchs, mit dem sich der Samen bei ausreichend Feuchtigkeit in den Boden bohren und somit verankern kann.
Bild 4: Blüten von Pelargonium radens, aus Wikipedia, User Consultaplantas, CC BY-SA 4.0
Die Blüten sind blassviolett bis rosa mit tiefvioletter Zeichnung auf den oberen beiden Blütenblättern. Die Pflanze blüht von August bis Januar. Die Samen werden unmittelbar nach der Blütezeit gebildet.
Am elliptischen Samen befindet sich ein spiralförmig aufgerollte, gefiederter Auswuchs, mit dem sich der Samen bei ausreichend Feuchtigkeit in den Boden bohren und somit verankern kann.
Quellen
Hier die Informationen zur Präparation
Geschnitten habe ich den frischen Spross und den frischen Blattstiel freistehend und das frische Blatt in Möhreneinbettung auf dem Zylindermikrotom mit Leica 818 Einmalklingen im SHK-Klingenhalter.
Die Schnittdicke der Spross- und Blattstielquerschnitte beträgt ca. 50 µm, die von der Blattspreite ca. 60 µm.
Fixiert wurden diese für ca. 20 Minuten in AFE. Beim Versuch, AFE nachzugießen, habe ich versehentlich die Flasche mit Etzold FCA erwischt. Die so entstandene Färbung ließ sich retten, daher haben wir nun zwei Färbungen im Rennen.
Regulär gefärbt habe ich nach W3Asim I von Rolf-Dieter Müller. Entsprechende Arbeitsblätter können im Downloadbereich der MKB-Webseite herunter geladen werden. Eine ausführliche Beschreibung der Färbung findet sich hier.
Anschließend habe ich wieder gut mit Aqua dest. gespült und für ca. 20 Minuten mit mehrmaligem Wechsel des Wassers sanft differenziert.
Eingedeckt wurden die Schnitte nach gründlichem Entwässern mit reinem Isopropanol wie immer in Euparal.
Bild 5: Auf dem hier gezeigten Leitz SM sind mit Hilfe des NexYZ Adapters einige Handyaufnahmen der Schnitte entstanden
Kurz zur verwendeten Technik
Die regulären Aufnahmen sind auf dem Leica DMLS mit dem NPlan 5x sowie den PlanApos 10x, 20x und 40x entstanden. Die Kamera ist eine Panasonic GX7, die am Trinotubus des Mikroskops ohne Zwischenoptik direkt adaptiert ist. Die Steuerung der Kamera erfolgt durch einen elektronischen Fernauslöser. Die notwendigen Einstellungen zur Verschlusszeit und den Weißabgleich führe ich vor den Aufnahmeserien direkt an der Kamera durch. Der Vorschub erfolgt manuell anhand der Skala am Feintrieb des DMLS.
Alle Mikroaufnahmen sind mit Zerene Stacker V1.04 (64bit) gestackt. Die anschließende Nachbereitung beschränkt sich auf die Normalisierung und ein leichtes Nachschärfen nach dem Verkleinern auf die 1024er Auflösung (alles mit XNView in der aktuellen Version). Bei stärker verrauschten Aufnahmen lasse ich aber auch mal Neat Image ran.
Allerdings habe ich gleich vor Ort im Hotel in Bexbach Aufnahmen der frischen Präparate mit dem Handy und der
Celestron Halterung NexYZ auf meinem kleinen Leitz SM gemacht. Alle diese Bilder sind Einzelaufnahmen, also nicht gestapelt. Sie sind an der Vignettierung zu erkennen und ich zeige sie hier ebenfalls.
Der Spross der Raspelblättrigen Pelargonie
Nun aber zu den Schnitten! Wir beginnen mit dem Spross.
Bilder 6a-d: Der Spross von Pelargonium radens in der Übersicht, Färbung Etzold FCA
Von außen nach innen sehen wir die Epidermis (Ep) mit der recht dünnen Cuticula (Cu), sowie viele - leider meist angeschnittene - borstenförmige Haare (TR). Darunter liegt eine zwei- bis dreireihige Hypodermis (Hyp), deren Zellen die Chloroplasten enthalten, die hier wegen der Präparation nicht mehr zu sehen sind. Im Anschluss folgt dann das Rindenparenchym (RP) mit vielen eingelagerten Drusen (D).
Darunter liegen dann die Leitbündel (LB) mit ihren nicht verholzten Sklerenchymkappen (Skl). Hier finden wir Phloem (Pl), Cambium (Ca), Das Xylem (Xl) mit den Tracheen (T) sowie das primäre Xylem (pXl) und schließlich das Markparenchym (MP), das ebenfalls Calciumoxalatdrusen (D) enthält.
Auf den Bildern 6a&b ist außerdem ein im Rindenparenchym liegendes Leitbündel zu erkennen: eine Blattspur. Die Färbung ist Etzold FCA.
Schauen wir nun etwas genauer hin:
Bilder 7a-d: Der Spross im Detail
Hier sehen wir in Bild 6a noch einmal die Blattspur im Detail sowie in den folgenden Bilder ein Leitbündel in W3Asim 1 Färbung und im Polarisationskontrast. Beschriftung wie in den Bildern 6.
Hier zeigt sich schön, dass die W3Asim Färbung das unverholzte Sklerenchym in Gelber Farbe besser hervorhebt, als es die Etzold FCA Färbung leisten kann.
Und nun noch einige Handy-Bilder vom Leitz SM. Diese wurden einen Tag nach dem Eindecken aufgenommen, daher sind die Rottöne deutlich besser erhalten:
Bilder 8a-d: Der Spross in Aufnahmen vom Leitz SM
Der Blattstiel der Raspelblättrigen Pelargonie
Wenden wir uns nun dem Blattstiel zu:
Bilder 9a-e: Der Blattstiel von Pelargonium radens
Wieder von außen nach innen finden wir: die Epidermis (Ep) mit der dünnen Cuticula (Cu) und den Borstenhaaren (Tr). Es sind allerdings auch Reste der Drüsenhaare zu sehen, die sich nicht nur an der Blattspreite finden. Die darunter liegende Hypodermis (Hyp) ist im Gegensatz zum Spross nur einreihig. Es folgt ein klassischer Sklerenchymring (SklR), dessen Zellen auch verholzt sind, wie es die rote Zellwandfärbung zeigt.
Darunter finden sich einzelnen Leitbündel (LB) mit Phloem (Pl) und Xylem (Xl). Ein Cambium ist nicht vorhanden. Das Zentrum wird wieder von den Zellen des Markparenchyms (MP) gebildet. Sowohl im Rindenparenchym als auch im Markparenchym finden sich zahlreiche Calciumoxalatdrusen (D).
Und wieder einige Handy-Aufnahmen vom Leitz SM:
Bilder 10a-d: Aufnahmen vom Leitz SM, frische Etzold FCA Färbung
Die Blattspreite von Pelargonium radens
Bleibt noch der Blick auf die Blattspreite:
Bilder 11a,b: Die Blattspreite von Pelargonium radens, Färbung W3Asim I
Diesmal von der Blattoberseite zur Blattunterseite: Den Anfang macht wieder die Epidermis (Ep) mit der Cuticula (Cu). Auf ihr befinden sich viele Borstenhaare (Trichome, T) und mehrzellige Drüsenhaare (DH). Darunter liegt das Assimilationsparenchym (AP), das mit vielen langgestreckten Zellen als Palisadenparenchym ausgeprägt ist. Wie zu erwarten, folgt darauf das Schwammparenchym (SP) und zwischen den beiden einzelne Leitbündel (LB) und Idioblasten mit Calciumoxalatdrusen (D). Den Abschluss bilden wieder Epidermis (EP) und Cuticula (Cu). Von den kleinen Stomata konnte ich leider kein wirklich fotogenes Exemplar finden. Deutlich ist zu sehen, dass auch die Blattunterseite mit den steifen Trichomen (Tr) und Drüsenhaaren (DH) besetzt ist.
Und auch hier wieder einige Aufnahmen direkt vom Treffen:
Bilder 12a-c: Aufnahmen vom Leitz SM, frische W3asim I Färbung
Als besonderes Schmanckerl darf ich hier noch einige Aufnahmen von Maria Beier zeigen, die die mit W3Asim I gefärbten Schnitte nicht entwässert und eingedeckt, sondern gleich in Wasser unters Mikroskop gelegt hat. So bleiben die schönen mehrzelligen Drüsenhaare gut erhalten. Diese sind allerdings von der Pfefferminz-Pelargonie (Pelargonium tomentosum), wir dürfen sie uns aber bei P. radens ähnlich vorstellen.
Bilder 13a-g: Makro der Blattspreite von Pelargonium radens, Schnitte von Pelargonium tomentosum; Färbung W3Asim I in Wasser
Liebe Maria, vielen Dank, dass ich Deine schönen Bilder hier zeigen darf.
Literatur und Links
[1] Mikroskopisch-botanisches Praktikum
Gerhard Wanner
, Thieme, 2. Auflage 2010
[2] Pflanzenanatomie
Katherine Esau, Gustav Fischer Verlag, 1969
[3] Botanische Schnitte mit dem Zylindermikrotom
Jörg Weiß, MBK 2011
[4] Botanische Färbungen im Vergleich
Jörg Weiß, MKB 2019
[5] Tabelle der Abkürzungen zur Pflanzenanatomie
Jörg Weiß, MKB 2013
[6] Esaus Pflanzenanatomie
Ray F. Evert
de Gruyter, 2009
[7] Anatomy of the Dicotyledons Vol. I
Metcalfe & Chalk, Oxford Press, 1950
74. The Geraniaceae (S. 292 ff)
[8] Die Raspelblättrige Pelargonie (En)
Wikipedia, Stand 17.09.2022
Bildquellen
- Bild 1: Pelargonium radens im Beet
Aus Wikipedia, User QWERTZY2, CC BY-SA 3.0
- Bild 3: Pelargonium radens Blatt
Mit freundlicher Genehmigung von Maria Beier
- Bild 4: Pelargonium radens Blüte
Aus Wikipedia, User Consultaplantas, CC BY-SA 4.0
- Bilder 13a-f5: Drüsenhaare
Mit freundlicher Genehmigung von Maria Beier
- Alle anderen Aufnahmen vom Autor des Artikels
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