Vom Panphot zum Orthoplan
Unser Referent Wolfgang Lehmann hinter 3 seiner Schätze
Bonn, der 19.10.2023
Der Vortrag von Wolfgang Lehmann zeigte wieder einmal, wie vielseitig die Mikroskopie an sich ist: man kann tümpeln, Kristalle ansehen, Pflanzenschnitte untersuchen – alles verbunden mit einem Blick ins Mikroskop. Aber Wolfgang hat einen ganz anderen Zugang: er blickt nicht in, sondern auf das Mikroskop, nämlich als Sammelobjekt. Und zwar als typischer Sammler: die Kollektion muss vollständig werden, sonst hat er keine Ruhe.
Nun sind nicht irgendwelche Mikroskope Ziel seiner Sammelleidenschaft, sondern ganz speziell die Produkte der Firma Leitz, egal ob Stativ oder Zubehör und Spezialteile. So hat er eine beeindruckende Kollektion der Ortholuxe, -plane, Laborluxe, Panphots und wie sie alle heißen zusammengetragen. Einige davon hat er mitgebracht, so dass wir uns von der hohen Qualität und perfekten Ausführung der Geräte überzeugen konnten – Geräte, die schon etliche Jahre auf dem Buckel haben, aber noch tadellos funktionieren.
Nach einer kurzen Einführung in die Leitz-Firmengeschichte folgte eine historische Übersicht über die Entwicklung der Mikroskop-Baureihen, die zum Teil jeweils bewährte Konstruktionen fortführten – wie z.B. das Prinzip der Austauschbarkeit von Tuben, Tischen und Kondensoren durch einheitliche Schwalbenschwanzführungen oder Bajonettanschlüsse. Einige erfolgreiche Baureihen wie das Ortholux wurden über Jahrzehnte fortgeführt, von der Eintragung des Namens 1938 bis zum letzten Modell 1974. Immer wieder gab es neue, den Anforderungen der Forschung angepaßte Geräte, wie das Gehirnschnitt-Mikroskop oder das Aufbereitungsmikroskop, oder die Metalluxe und Panphote als Arbeitspferde in der Metallographie, oft Ungetüme mit Bogenlampe und Großbildkamera, wie ich sie selbst noch in der Gießereiforschung erlebt habe, als MM6 mit 220 kg Gewicht.
Leitz beschäftigte offensichtlich äußerst innovative Mitarbeiter, was sich nicht zuletzt auch in den unzähligen Zubehörentwicklungen zeigte. So ist eine gewaltige Zahl von Leitz-Geräten im Laufe der Firmengeschichte entstanden. Es braucht einen Sammler wie Wolfgang Lehmann, der dieses wertvolle Material sammelt, sichtet, und vor dem Untergang bewahrt – so wie es mit der Leitz-Sammlung geschehen ist, wie wir erfuhren. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der kurze Beitrag von Olaf Medenbach als Augenzeuge über das Selbstverständnis der Firmenmitarbeiter, die ihren ganzen Stolz darin sahen, Leitzianer zu sein und perfekte Qualität zu produzieren. Die Zeiten sind leider vorbei. Leitz war mit dieser Firmenpolitik wirtschaftlich enorm erfolgreich und bis 1912 der weltweit größte Mikroskophersteller.
Einen herzlichen Dank an Wolfgang Lehmann für seinen Vortrag und die Vorführung seiner Geräte – und dafür, daß er uns einen ganz neuen Aspekt der Mikroskopie gezeigt hat. Für weitergehende Informationen möchte ich auf seine umfangreiche Webseite
www.leitz-ortholux.de verweisen.
Impressionen aus dem Vortragssaal und vom Nachsitzen
Die mitgebrachten Mikroskope