Augedruckt fanden wir die folgenden Hinweise: auf der Vorderseite Taruffo Biancetto und Spring White Truffle sowie auf der Rückseite bei den Inhaltsstoffen wieder Tartuffo bianchetto und T.albium Pico). Was uns zunächst aus sprachlichen und systematischen Gründen in die Irre geführt hat, ist völlig korrekt:
Tartufo biancetto lässt sich als Weißer oder sogar Weißlicher Trüffel übersetzen. Spring white Truffle ist der Weiße Frühlingstrüffel und Tuber albium Pico ist der in 1788 von Picco (taucht damals als Pico auf) und Meleth vergebene Name des heute Tuber borchii (Vittadini 1831) genannten Weisslichen Trüffels.
Sauber und korrekt etikettiert, zumal der (oder die) Weißliche Trüffel noch weitere Namen aufzuweisen hat: Bianchetti-Trüffel oder in Schlau Rhizopogon borchii (Rabenha. 1844) oder Tartufa albida (Picco, Kunze 1898). Eine bewegte Namensgeschichte. :)
Siehe auch:
Species Fungorum
Wir haben uns also auf die Suche gemacht und zunächst ein kleines Stück von einer der in Öl eingelegten Trüffelscheibe in Butanol entfettet. Ungeschickterweise habe ich dann das Quetschpräparat in Wasser erstellt, was zu unzähligen Butanolkügelchen geführt hat:
Gar nicht schön! Aber die Form der Sporen lässt sich schon gut erkennen. Allerdings fehlt der Maßstab: die Bilder sind mit dem Handy an meinem kleinen Leitz SM aufgenommen und daran habe ich leider keine Möglichkeit, zu messen.
Die Form der Sporen ist aber so charakteristisch, dass wir schnell bei der Weißlichen Trüffel (Tuber borchii) waren. Trüffeln [1] Seite 44. Als Beleg mussten natürlich die Maße der Sporen her, also habe ich einige Stückchen Trüffel aus dem Glas in Isopropanol mit genommen, um zu hause noch einmal ein entsprechendes Präparat anzufertigen und das Fehlende nachzuholen.
Isopropanol löst das Öl gut, härtet aber die Probe, also habe ich zur weiteren Präparation mehrmals mit Isopropanol gespült und dann über eine Ethanolreihe langsam in Wasser überführt. Anschließend konnte mit einem kleinen Stück (nicht zu viel Pilzmasse nehmen, weniger ist mehr!) und leichtem Druck auf das Deckglas ein passendes Quetschpräparat in Wasser erstellt werden. Ich habe normales Leitungswasser genutzt, da Aqua dest. ggf. durch osmotische Vorgänge die Form der Sporen beeinflussen kann.
Und hier die Ergebnisse im Bild:
Die Form wäre also geklärt. Die Aufnahmen kommen auch sehr nah an die Sporenbilder in "Trüffeln" [1], S. 45 heran. Aber nun muss gemessen werden!
Die Messung erfolgte mit Jens Rüdigs Makroaufmaßprogramm und entsprechend kalibrierten Objektiven und nach ein wenig Fleißarbeit ergibt sich das folgende Ergebnis als Mittelwerte aus den Messreihen. Allerdings kann ich zur Messgenauigkeit leider keine Angaben machen.
- Sporenlänge 41,6 µm ((18)25 - 35(55) µm)
- Sporenbreite 34,8 µm ((17)19 - 27(42) µm)
- Seitenverhältnis Q 1,20 (1,1 - 1,3)
- Höhe Reticulum 3,9 mm (4 - 10 µm)
In Klammern die jeweiligen Bereiche aus "Trüffeln" und von der Beschreibung auf
3000Pilze.de [4]. Dazu muss gesagt werden, dass die Größe der Sporen stark mit der Anzahl der Sporen pro Ascus variiert: 1 bis 4 Sporen sind möglich, meist enthält ein Ascus bei dieser Art 2 oder 3 Sporen. Daher ist das Seitenverhältnis im Mittel über eine größere Zahl von Messungen (10 bis 30 sollten es schon sein ...) aussagekräftiger. Hier ist die Spannweite in der Literatur mit 1,1 bis 1,3 auch deutliche geringer und unsere Probe "trifft" mit 1,2 genau die Mitte.
Passt! Damit ist die Trüffel in unserem Gläschen - wie auf diesem beschrieben - als Weißliche Trüfel oder Tuber borchii bestimmt. Und geschmeckt haben sie auch. :)
Die Bianchetti-Trüffel stammt aus der Familie der Trüffelartigen (Tuberaceae) in der Ordnung der Becherlingsartigen (Pezizales). Synonyme sind Frühlingstrüffel oder Weiße Pico-Trüffel.
Tuber albidus Picco 1788 ist irgendwann mit Tuber borchii Vittadini 1831 synonymisiert worden. Letzteres ist der derzeit gültige Name. Der Pilz wurde auch Rhizopogon borchii (Rabenha. 1844) oder Tartufa albida (Picco, Kunze 1898) genannt.
Tuber borchii kommt in ganz Europa vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Finnland bis Italien, Spanien und Portugal sowie von Irland bis Polen und Ungarn. Das Haupterntegebiet ist Italien. Man findet sie meist unter Eichen, Buchen und Kiefern bevorzugt in südlichen Lagen auf nicht zu kalkhaltigen, alkalischen bis schwach sauren Böden.
1990 ist es in Italien erstmals gelungen, die Weißliche Trüffel über beimpfte Bäume anzubauen. Mittlerweile liegen die größten Plantagen aber in Neuseeland (Info auf Trüffelbaumschule.de).
In Deutschland steht Tuber Borchii auf der Roten Liste als gefährdete Art. Es darf aber angenommen werden, dass nicht alle Funde gemeldet werden:
"Tuber borchii ist bei uns auch keineswegs selten. Das Problem der mangelnden Kartierung ist vielschichtig. "Trüffel"-Hundehalter melden ihre Funde gar nicht und kartierungswillige Pilzler ohne Hund, die unterirdische Pilze suchen, gibt es nur wenige. Und leider werden teils Daten zurück gehalten, solange man mit ihnen Geld machen kann. Deshalb ist die Kartierung nicht immer sehr aktuell." Zitat von Peter Reil.
Äußerlich sieht die Weißliche Trüffel der Alba-Trüffel zum Verwechseln ähnlich. Die Außenhaut (Peridie) des reifen Fruchtkörpers ist glatt. Mit der Reifung verliert sie ihre weiße Farbe und wird beige bis braun, oft rötlich gefleckt. Das Fruchtfleisch (Gleba) im Inneren ist im reifen Zustand rot-bräunlich und mit wenigen weißlichen, eher breiten Adern durchzogen. Die Trüffel erreicht eine durchschnittliche Größe von etwa 3-4 cm, teilweise wird sie aber auch tennisballgroß.
Fruchtkörper: Rund, fest, 1-4cm (8cm) groß.
Peridie: Bleich weiß mit braunen, auch rötlichen Flecken, in Vertiefungen dunkler. Samt matt. Ca.150-200 µm dick, hyalin, septiert. Bei jungen Exemplaren dicht behaart: Haare ca. 40-70 x 4-5 µm.
Gleba: Braun-weißlich marmoriert, auch dunkler.
Geruch: Angenehm mit auffälliger Knoblauchkomponente.
Asci: 70-100 x 50-80 µm, halbkugelig bis eiförmig oder ellipsoid, +/- kurzstielig, 1-4-sporig, meist 3-sporig).
Sporen: Hellgelb, bei Reife braun (18-55 x 17-42 µm, ellipsoid bis breit ellipsoid, ohne Ornament, Größe variabel je nach Anzahl der Sporen im Ascus, Q = 1-1,5, Retikulum mit Maschen 4-10 µm hoch, 4-11 µm lang, 4-8 µm quer zur Sporenbreite
Geschmacklich liegt sie in Gourmetkreisen hinter der Périgord- und Burgundertrüffel, dennoch besticht sie Trüffelliebhaber mit ihrem angenehm würzigen Aroma und einer kräftigen Note Knoblauch.
[1] Trüffeln
Leitfaden zur Analyse der im Handel vorkommenden Arten
R. & T. Flammer / P. Reil
IHW-Verlag, 1. Auflage 2013
[2] Pilzmikroskopie
Präparation und Untersuchung von Pilzen
Bruno Erb / Walter Matheis
Kosmos Franckh, 1983
[3] Species Fungorum zu T. borchii
Webseite über Pilzarten und Artnamen
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[4] Tuber borchii bei 3000Pilze.de
3000Pilze.de - Lexikon der Pilze mit Suchmaschine und vielen Infos
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[5] Tuber borchii bei Trueffelsuche.de
Trueffelsuche.de
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