Dörnberg VII

Der Ort des Geschehens auf dem Dörnberg
Zierenberg, den 29.08.2019
Das letzte Wochenende im August gehört dem Mikros- kopikertreffen auf dem Dörnberg und so kamen auch in diesem Jahr wieder 23 Kolleginnen und Kollegen im Tagungshaus Lebens- bogen am Fuß der Helf- ensteine zusammen, um gemeinsam vier Tage mit interessanten Vorträgen und Workshops und viel Zeit zum Austausch untereinander zu verbringen.
Das Ganze wieder perfekt organisiert von Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit und den Damen und Herren der Gemeinschaft Lebensbogen in der klassischen legeren Atmosphäre, die das Treffen am Dörnberg ausmacht.
Diesmal hatten sich die Organisatoren allerdings eine kleine Programm-änderung erlaubt: weniger Vorträge und dafür den Schwerpunkt auf dem praktischen Arbeiten am Mikroskop und bei der Präparation. Eine gute Sache, die uns die Gelegenheit gab, den Kolleginnen und Kollegen über die Schulter zu schauen und viele Anregungen für das eigene Arbeiten mit nach Hause zu nehmen. Sogar eine neue Färbung wurde entwickelt! Aber lesen Sie selbst.
Die Vorträge
Natürlich gab es aber auch dem diesjährigen Treffen einige interessante Vorträge zu hören, die teils als Vorbereitung für die geplanten Praxis-Workshops dienten.
Eröffnet wurde der Reigen am Freitag Morgen mit Thilo Bauers Vortrag "Parametien". Den Schwerpunkt bildeten Informationen zur Vitalfärbung der Cilliaten mit Fluorochromen sowie neue Erkenntnisse bei der mikroskopischen Untersuchung.
In Fortsetzung einer schönen Tradition berichteten dann Lin Qui und Johanna Wieditz zum Theme "Pflanzenkrebs, was es ist und wie es entsteht" von ihrer dreijährigen Arbeit zum Thema am Schülerforschungszentrum Nordhessen.
Der dritte Vortrag zum Thema "Pflanzliche Logistik - Eine kurze Geschichte zur Entwicklung der Leitbündel" von Jörg Weiß führte über viele mikroskopische Aufnahmen von der Funktion der pflanzlichen Leitgewebe über deren Entwicklung seit dem "Landgang" der Pflanzen hin zu ihren in den heute lebenden Pflanzen vorhandenen unterschiedlichen Ausprägung.
Auch von Hans-Jürgen Koch gab es einen Vortrag in dem er seine Schnitttechnik am Schlittenmikrotom vorstellte und viele seiner Tricks und Kniffe zum guten Gelingen botanischer Quer- und Längsschnitte teilte.
Impressionen von den Vorträgen
Die Workshops - Handschnitte mit dem Zylinder- und Kastenmikrotom
Der Erste Schritt beim Erstellen pflanzlicher Dauerpräparate ist der Schnitt. Hans-Jürgen hatte in seinem Vortrag schon gezeigt, wie man mit einem Schlittenmikrotom arbeitet, nun ging es mit den kleineren Gerätschaften an die praktischen Übungen! Nachdem sich die Interessenten um einen großen Tisch versammelt hatten, zeigten Rolf-Dieter Müller am Haga Kastenmikrotom und Jörg Weiß am Zylindermikrotom die grundlegenden Arbeitsschritte.
Dabei kamen natürlich auch die eigenen Mikrotome der Teilnehmer zum Einsatz, sodass bei der Verarbeitung der vorher gesammelten Proben von Spross und Blatt des Wacholders (Juniperus communis) die verschiedensten Gerätschaften im Einsatz waren. Mit dabei neben den Standards (Tempelchen und Handmikrotome sowie der SHK Klingenhalter) auch leicht zweckentfremdete Mikrotommesser eines Studentenmikrotoms sowie die bekannten Schneidehilfen.
Natürlich wurden die so entstandenen Schnitte in der Folge auch gefärbt und eingedeckt, womit jeder Teilnehmer einige gelungene und vor allem selbst erstellte Präparate auf die Wärmeplatte legen konnte.

Horst-Dieter praktiziert alternative Methoden zur Herstellung von Pflanzenschnitten mit dem Klinge-Klotz-Mikrotom (Fake News).
Die Workshops - Färben mit vorbereiteten Schnitten von Hans-Jürgen Koch
Am Samstag ging es dann in die Vollen: Hans-Jürgen Koch hatte in Vorbereitung des Treffens von insgesamt 24 Proben je über 40 Schnitte gemacht, die er im Rahmen seines Workshops zum Färben botanischer Schnitte freizügig an alle Teilnehmer austeilte. Natürlich nicht ohne vorher die zum Färben benötigten Arbeitsschritte zu demonstrieren, sodass sie für jeden leicht nachvollziehbar waren.
Während alle fleißig mit den Farbstoffen und Spülllösungen, den Pinseln, Pipetten und dem Euparal zu Gange waren, stand Hans-Jürgen immer bereit, Fragen zu beantworten und unterstützend einzugreifen.
Für botanisch interessierte ein wunderbarer Workshop, bei dem jeder von teils seltenen Pflanzen seine eigenen Präparate färben und eindecken konnte. Am Ende war es jedenfalls ganz schön eng auf der Heizplatte.
Natürlich muss auch erwähnt werden, dass Rolf-Dieter Müller parallel dazu an seiner neuen Dörnberg VII Färbung gefeilt hat, die nötig wurde, da das für die W3A-Färbefamilie bisher benötigte Acridinrot nicht mehr erhältlich ist. Mehr dazu finden sie
in einem eigenen Artikel hier auf der Webseite des MKB.
Impressionen von den botanischen Workshops
Einige Ergebnisse aus der diesjährigen Färbewerkstadt
Die neue Dörnberg VII Färbung (W-Asim III) an verschiedenen Beispielen
Die Workshops -Sammeln und Auswerten von Tümpelproben
Neben den „Laubsägearbeiten“ und den damit verbundenen „Farbenspielen“ der Pflanzen-Mikroskopiker, gab es auch eine kleine Fraktion, die sich dem Tümpeln verschrieben hatte.
Zur Probenbeschaffung herhalten musste der Hangarsteinsee. Der Hangarsteinsee, idyllisch im nahen Habichtswald gelegen, ist jetzt da, wo jahrtausendelang ein Berg stand, der zur Basaltgewinnung abgebaut wurde. Nach der Stilllegung des Steinbruchbetriebes entstand aus dem sich sammelnden Grundwasser der jetzige Waldweiher.
Die Proben wurden zum einen mittels eines Planktonnetzes aus dem ufernahen Freiwasser gewonnen und zum anderen mit Glasgefäßen aus der randlichen Mudde geschöpft!
Neben reichlich Copepoden und Volvox fanden sich u. a. folgende Ciliaten in den Proben: Spirostomum ambiguum, Spirostomum minus, Frontonia sp., und Vertreter der Hypotricha (s. Fotos).
Alles in allem ist der Hangarsteinsee ein lohnendes Ziel für Tümpler und die Bonner Tümpler-Fraktion ist sich sicher, sie wird dort im nächsten Jahr wieder auf Jagd gehen, nach den aquatischen Kleinst-Lebewesen des Habichtswaldes!
Impressionen von den Tümpel-Workshops
Grillen und Ausklang
Zum ersten Mal auf einem Dörnbergtreffen hatten wir am Freitagabend den Grillplatz des Naturparkzentrums gemietet. Dank Wolfgangs professionellem Grill hatten wir einen schönen Abend mit Grillwürstchen, Wein und Bier, der uns dank des schönen Wetters bei ganz klarem Himmel einen wunderbaren Blick auf die Sterne erlaubte. Diese wurden dann mit Hilfe diverser Handy Apps einer eingehenderen Untersuchung unterzogen und so manches dem Mikroskopiker eher unbekannte Sternbild entdeckt.
Den Ausklang machte am Sonntag Mittag wie immer ein gemeinsames Essen in der Gaststätte am hohen Gras und schon war das schöne Treffen wieder vorbei. Wie gut dass der Termin für den Dörnberg VIII schon steht: vom 03. bis 6. Septemer 2020 ist es wieder so weit!
Wir grillen!
Dank
Wir danken den beiden Organisatoren Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit, den Referenten sowie dem Team des Tagungshauses Lebensbogen für das gelungene Treffen mit perfekten Rahmenbedingungen, interessanten Vorträgen, Exkursionen und Workshops. Und auch das neue Konzept ist sehr gut aufgegangen. Ein besonderer Dank geht an Hans-Jürgen Koch, der uns überreichlich mit perfekten Pflanzenschnitten zum Färben versorgt hat!
Und so bleibt nur zu sagen: wir freuen uns auf ein Wiedersehen auf dem Dörnberg im kommenden Jahr.
Bildergalerie Dörnberg VII
Literatur und Links
[ 1] HDDs Mikrowelten
Die Webseite von Horst-Dieter Döricht
[ 2] Mikroskopfreunde-Nordhessen
Die Webseite der Mikroskopfreunde-Nordhessen von Wolfgang Grigoleit
[ 3] Lebensbogen - Gemeinschaft an den Helfensteinen
Die Webseite unserer Unterkunft
[ 4] Naturpark Habichtswald