W3Asim II - umgekippt
Spross von Robinia pseudoacacia, gefärbt mit verdorbener W3Asim II Lösung
Rolf-Dieter Müller, vom 30.07.2020
Nichts hält ewig. Das gilt auch für mikroskopische Färbelösungen, selbst wenn sie mit Thymol stabilisiert wurden. So ist es auch hier. Das Absatzbild zeigt einen Schnitt durch den Spross der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia), der auch schon in der Primärfluoreszenz brillierte (siehe Galerie
Botanische Schnitte).
Die W3Asim II Färbung ist hier aber alles andere als brillant: das Gelb ist völlig überzogen, Blau fehlt fast ganz und somit der für W3Asim II typische grüne Farbeindruck der Parenchyme. Ein wenig Experimentieren brachte es an den Tag: die verwendete Farblösung war verdorben. Das war hier nicht ganz einfach zu erkennen, da das Phloem, wie im Bild zu erkennen, ja die gewohnte Grünfärbung zeigte. Am Ende stand jedoch fest: Ersatz musste her.
Der neue Ansatz
Je nach dem in welchem Verhältnis und Konzentration die Einzelfarben Acridinrot, Acriflavin und Alcianblau zu einer Farblösung gemischt werden, fällt die Farbwirkung verschieden aus. Besonderen Einfluss hat das Acriflavin, das zuviel beigemischt insgesamt „schmutzig“-gelb bis ocker färbt, im richtigen Verhältnis aber zusammen mit dem Alcianblau spezifisch grün bis blau anfärbt. Natürlich kann die Färbung abhängig von der verwendeten Probe verschieden ausfallen. Aber wenn man Stammlösungen vorhält, lässt sich die Färbung gut anpassen.
Stammlösungen:
1%ige Acridinrotlösung = 0,5 g Acridinrot (Chroma Nr. 1B 355) in 50 ml Aqua dest. + 1 ml 100%ige Essigsäure.
1%ige Acriflavinlösung = 0,5 g Acriflavin-HCl (Chroma Nr. 5A 406) in 50 ml Aqua dest. + 1 ml 100%ige Essigsäure.
0,2%ige Alcianblaulösung = 0,1 g Alcianblau (Carl Roth Nr. 8 GS) + 50 ml Aqua dest. + 1 ml 100%ige Essigsäure.
Sicherheitshalber wurden auch die Stammlösungen von Acridinrot und Acriflavin neu angesetzt.
Die Stammlösungen
Probe und Präparation
Für die nachstehende Färbung wurden ca. 10 mm lange Zweigstücke von der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia) für 3 Tage in AFE (Fixiergemisch aus Ethanol-Formol-Eisessig) fixiert und danach zur Aufbewahrung in 70% Ethanol überführt.
Die Probe
Von einem der fixierten Zweigstücke wurden dann Querschnitte mit einem Schlittenmikrotom mit extrem schräg gestelltem C-Messer gemacht. Die Schnitte werden bis zur weiteren Verarbeitung in 70% Ethanol aufbewahrt. Mit diesem Vorrat ist es möglich, mit unterschiedlichen Farbstoffansätzen nach der im Folgenden beschriebenen Methode Dauerpräparate zu erstellen.
So werden zum Beispiel drei Schnitte entnommen und beginnend mit 70% Ethanol über Alkoholstufen abnehmender Konzentration in destilliertes Wasser überführt. Dieses dann noch mindestens drei mal wechseln, um den Alkohol sicher zu entfernen.
Anschließend kommen die Schnitte für 12 Minuten in die Farblösung, wobei anfangs kurz auf ca. 60° Celsius erwärmt wird.
Die gefärbten Schnitte werden als nächstes in destilliertem Wasser gewaschen, das mehrmals gewechselt wird bis keine Farbe mehr abgeht.
Die gefärbten und gewaschenen Schnitte kommen danach in 70% Ethanol, was ebenfalls mehrmals gewechselt wird, bis keine Farbe mehr abgeht.
Zum vollständigen Entwässern werden die jetzt ausgefärbten Schnitte aus 70% Ethanol in 100% Isopropylalkohol überführt. Der Isopropylalkohol wird auch hier mehrmals gewechselt (mindestens 3x).
Abschließend können die Schnitte in Euparal eingeschlossen werden.
1. Robinie (Robinia pseudoacacia) Zweigquerschnitte mit W3Asim II in grün:
Die Farblösung ist zusammengesetzt aus
1 Teil 1%ige Acridinrotlösung +
1 Teil 1%ige Acriflavinlösung +
4 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung,
Die Verarbeitung erfolgt wie oben beschrieben.
Ergebnis
2. Robinie (Robinia pseudoacacia) Zweigquerschnitte mit W3Asim II in blau:
Für die zweite Färbung wurde das Acriflavin zurückgenommen, in dem die 1%ige Stammlösung auf 0,2% verdünnt wurde.
Die Farblösung wird dann so zusammengesetzt
1 Teil 1%ige Acridinrotlösung +
1 Teil 0,2%ige Acriflavinlösung +
4 Teile 0,2%ige Alcianblaulösung,
Die Verarbeitung erfolgt wie oben beschrieben.
Ergebnis
Es lohnt sich somit schon, die Einzelfarben in Stammlösungen vor zuhalten und daraus jeweils nach Anforderung die Färbelösung zusammenzusetzen. Bei der W3Asim II-Färbung kann Konzentration und Anteil von Acridinrot und Alcianblau bestehen bleiben. Ausgehend vom 1%igen Acriflavin (hier Farbwirkung grün) kann die Konzentration aber bis auf 0,2% verdünnt werden (hier Farbwirkung blau). auch Zwischentöne sind möglich, siehe das letzte Bild.
Kräftiges Grün
Literatur
[1] Wacker für alle - neue Simultanfärbungen
auf Basis der W3A Färbung von Robin Wacker
Rolf-Dieter Müller & Jörg Weiß, MKB
Hier auf unserer Webseite
[2] Botanische Färbungen im Vergleich
Jörg Weiß, MKB
Hier auf unserer Webseite