Kornrade 17
Faszination Mikroskopie - Im Buch und auf der Kornrade 17!
Würzburg, den 21. bis 23.02.2020
Diesmal waren wir am letzten Februarwochenende, also sehr früh im Jahr und noch dazu zu Karneval, zur Kornrade 17 nach Würzburg geladen. Was ein Glück! Im März hätte das Treffen abgesagt werden müssen wie alle Veranstaltungen, die im schon jetzt denkwürdigen Jahr 2020 dem Corona Virus zum Opfer gefallen sind.
So sind wir dann aber doch, auch aus den karnevalistischen Hochburgen des Rheinlands, nach Würzburg gekommen und konnten wieder ein wunderbares Treffen mit vielen netten Kontakten und interessanten Vorträgen erleben.
Die Vorträge
Auch in diesem Jahr gab es ein weit gefächertes Vortragsprogramm, das viele Fachrichtungen der Mikroskopie auf interessante und unterhaltsame Weise abgedeckt hat. Nach der Begrüßung durch die Organisatoren und Gastgeber am Biozentrum machte wie immer am Freitag Nachmittag der Vortrag "aus der Forschung" den Anfang: unter dem Titel "Zellen und Moleküle im „Schwarzlicht-Theater“: Moderne Fluoreszenzbildgebung in der Biomedizin" berichteten Katrin Heinze zu den aktuellen Arbeiten der Fluoreszenz- bildgebung an der Fakultät.
Im zweiten Vortrag am Freitag warf Michael Plewka mit seinem Vortrag "Musik im Bild – Aspekte der Bildbearbeitung" einen Blick auf die mathematischen Grundlagen hinter den von uns verwendeten Funktionen bei der Aufbereitung mikroskopischer Bilder. Und ermöglichte so einen Blick "unter die Motorhaube der Bildbearbeitungsprogramme. Natürlich nicht ohne auch praktische Hinweise zum sinnvollen Einsatz zu geben.
Während der Samstagnachmittag dem freien Mikroskopieren vorbehalten war, gab es am Vormittag wieder viel Interessantes zu hören und zu sehen. Im Vortrag „Der Modulationskontrast nach Hoffmann – das Verfahren und seine Anwendung“ stellte Jürgen Stahlschmidt eben dieses seltene Verfahren vor, das er an einem seiner Mikroskope mit Geduld und ein wenig Improvisation eingerichtet hatte. Der zweite Vortrag unter dem Titel "High resolution DIK – eine selten verwendete Methode für Lebenduntersuchungen" führte über die Tücken der Produktpolitik zu einem nach den notwendigen Anpassungen sehr guten DIK Verfahren bei der Betrachtung und Fotografie des Zooplanktons - vorgestellt von Martin Kreutz.
Nach der Kaffeepause sprach Jörg Weiß unter dem Titel "Anpassung an trockene Standorte am Beispiel der Blätter der Welwitschie und des Zylindrischen Bogenhanfs im mikroskopischen Präparat" über die Tricks der Pflanzen, die knappe Ressource Wasser so effektiv wie möglich zu nutzen. Natürlich nicht ohne einige dieser anatomischen Anpassungen auch im mikroskopischen Bild zu zeigen. Den Abschluss des samstäglichen Vortragsprogramms machte Joachim Scholz von den Senckenberg Forschungsinstituten und Naturmuseen in Frankfurt mit seinem Vortrag zur Geschichte der Entdeckung und Beschreibung von Moostierchen unter dem Titel "Bryozoen (Moostierchen) - von Darwin zur digitalen Bildgebung".
Schnell war es wieder Sonntag und somit standen die letzten drei Vorträge der 17. Kornrade auf dem Programm. Für Rainer Teubner, der krankheitsbedingt leider nicht dabei sein konnte, sprang Georg Krone mit seinem Vortrag "Microstomum lineare - ein Tubellar mit Nesselkapseln" ein. Die Nesselkapseln nimmt M. lineare mit seiner Lieblingsnahrung, den Polypen, auf und wir konnten anhand elektronenmikroskopischer Aufnahmen verfolgen, wie diese aus dem Verdauungstrackt unter die Cuticula wandern.
Der zweite Vortrag von Florian Dufey beschäftigte sich unter dem Titel "Anomale Interferenzfarben in Gesteinsdünnschliffen" mit den Hintergründen der Entstehung und der Deutung der Farbspektren, die bei der Betrachtung von Dünnschliffen im Polarisationskontrast auftreten. Den Abschluß machte diesmal Bernd Laber mit seinem Vortrag "Rückblick auf Highlights in 2019", in dem er uns besonderen Funde aus seinem Mikroskopischen Jahr 2019 vorstellte.
Alles in allem wieder ein sehr gelungenes Programm und wie immer unterstützt durch Kaffee- und Mittagspausen mit leckerem Obst, Gemüse und Kuchen. Dafür auch hier schon einmal herzlichen Dank!
Bilder aus dem Vortragssaal
Praxis und Austausch
Der Samstagnachmittag war diesmal komplett dem freien Mikroskopieren im großen Übungssaal vorbehalten. Eine sehr gute Lösung, die allen Teilnehmern genügend Zeit einräumte, eigene Entdeckungen zu zeigen und zu schauen, was die Kolleginnen und Kollegen so interessantes mitgebracht hatten.
Dabei wurden diverse Tümpelproben untersucht, unter anderem auch wieder von Gerd Schmahl aus dem Taranther Wald bei Dresden. Unter dem bekannten Titel "Schneiden, Färben, Legen" konnten botanische Dauerpräparate mit W-Asim III Färbung von einem Fiederblättchen eines Palmfarns (Cycas spec.) aus dem Foyer erstellt werden und es gab viele schöne Präparate zu sehen.
Ein Blick in den Kurssaal
Aus einer Tümpelprobe von Gerd Schmahl
Micrasterias und Closterium aus dem Moorteich bei der Warnsdorfer Quelle im Tharandter Wald (Sachsen). Aufnahme von Gerd Schmahl.
Aus einer Algenkultur des Friedrich-König-Gymnasiums
Micrasterias furcata aus einer Algenkultur des Friedrich-König-Gymnasiums, Aufnahme von Ole Riemann
Der Bauchhärling Chaetonotus simrothi
Hier einige Aufnahmen von Michael Müller vom Bauchhärling Chaetonotus simrothi aus einer Probe von Martin Kreutz, der so nett war, Michael einige Proben aus seinem Lieblingsgebiet, dem Simmelried zu überlassen. Informationen zu Michael Müllers Mikroaquarien gibt es
hier im Mikroskopie-Forum und
hier finden Sie den kompletten Thread zu dem schönen Tier mit einer genauen Beschreibung und vielen weiteren Bildern ebenfalls im Mikroskopie-Forum.
Vielen Dank an Michael Müller für die Aufnahmen und Bildbeschreibungen!
Bilder von Chaetonotus simrothi
Präparate vom Palmfarn (Cycas spec.)
Präparate von Robin Wacker
Ebenfalls am Samstag konnten gegen eine kleine Spende noch einmal Präparate von Robin Wacker erworben werden. Zur Erinnerung an Robin Wacker finden Sie im Folgenden einen kleinen Bilderreigen von einigen botanischen Schnitten aus dieser Sammlung.
Ein Blick auf ausgewählte botanische Präparate von Robin Wacker
Eine Nylonstrumpfhose
Vielen Dank an Gerd Schmal für das schöne Präparat mit dem "Herrennetz" - einem Planktonnetz und dem "Damennetz" - der oben genannten Nylonstrumpfhose. Hier drei Bilder von Letzterer, im Pol und mit einem leicht "psychedelischen" Hilfsobjekt: einer CD Hülle aus Acryl, deren unterschiedliche Dicke unterschiedliche Laufzeitverzögerungen und damit unterschiedliche Farben ergibt.
Das Nylongewebe im Bild
Abendprogramm
Erwähnt werden muss hier auch das tolle Abendprogramm in der Pizzeria La Pineta am Freitag und im Bürgerspital am Samstagabend. Wie im letzten Jahr waren nette Stunden bei gutem Essen und leckerem Wein garantiert
Noch einige Impressionen vom Treffen
Dank
Wir danken Ole Riemann und Rainer Meisch für das perfekt organisierte Treffen in Würzburg. Genauso gilt unser Dank Herrn Herrn Prof. Christian Stigloher vom Biozentrum der Universität Würzburg, wo wir bestens untergebracht waren sowie allen Referenten und Unterstützern, ohne die ein solches Treffen nicht möglich ist.