Auf dem Hohen Meißner
Hoher Meißner,
den 30.09.2012
Die Idee entstand bei unserer Exkursion im Frühjahr: ein Mikroskopiker Treffen im Naturfreundehaus Meißnerhaus auf dem Hohen Meißner. Am letzten Sep- temberwochenende hat Horst-Dieter Döricht die Idee Wirklichkeit werden lassen: wir trafen uns zu siebt auf dem Hohen Meißner und konnten in den von unseren Gastgebern bereitgestellten Räumlichkeiten und natürlich auch in der wunderschönen Umgebung bei bestem Herbstwetter viele spannende Beobachtungen machen.
Natürlich kam auch der fachliche Austausch unter den Teilnehmern nicht zu kurz und so manch einer konnte seine Ausrüstung durch Tausch oder Beratung wieder ein wenig verbessern.
Der Hohe Meißner
Der Hohe Meißner ist mit 753 Metern Höhe der höchste Berg in Nordhessen und sein ca. 8 km² großes Plateau überragt weithin sichtbar das Umland. Sein Grundstock besteht aus Muschelkalk- und Buntsandsteinablage- rungen aus dem Trias, auf denen im Tertiär eine mächtige Torfschicht abge- lagert wurde, aus der sich Braunkohle bildete, die noch im 20. Jahrhundert im Tage- bau gewonnen wurde.
Seine im Vergleich zum Umland außerordentliche Höhe verdankt der Hohe Meißner jedoch vulkanischen Aktivitäten vor ca. 13 bis 15 Millionen Jahren, bei denen mehrfach austretende dünnflüssige Basaltlava in einer bis zu 150 Meter mächtigen Schicht abgelagert wurde. Der widerstandsfähige Basalt hat die Erosion der Kuppe verhindert.
Dieser besonderen geologische Situation bedingt viele interessante Landmarken wie z.B. den
Frau-Holle-Teich und die Stinksteinwand - Überbleibsel immer noch schwelender Braunkohleflöze, die durch Selbstentzündung in Brand geraten sind - aber auch die Ansiedlung vieler Pflanzen aus dem alpinen und arktischen Raum, die hier wegen des rauen Klimas eine Heimat gefunden haben.
Eine erste Erkundung des Reviers
Das Naturfreundehaus Meißnerhaus
Unser Domizil und Aus- gangspunkt für unsere Exkursionen war ein schöner großer Seminarraum, den wir nach etlichen Gängen von den Autos und zurück nach unseren Bedürfnissen ein- richten konnten. Mit ein wenig Tischerücken war mehr als ausreichend Platz für die mitgebrachten Mikro- skope, Gerätschaften, die Literatur und nicht zuletzt auch für die Laptops und den Beamer für die geplanten Vorträge.
So waren wir dann bestens ausgerüstet für Hellfeld- und Auflichtmikroskopie, Fluoreszenz im Durch- und Auflicht und auch die Betrachtung unserer Funde unter der Stereolupe war dank der mitgebrachten Geräte kein Problem. Nur die Stromversorgung über die vorhandene Steckdose war nicht ganz normgerecht, da sie neben unserem Gerätepark auch noch den Kühlschrank und die Wärmeplatte mit betreiben musste.
Auch bei den Zimmern gab es kein Grund zur Klage: wir waren alle bestens untergebracht und das teilweise mit einer sehr, sehr schönen Aussicht. Somit werden wir das Naturfreundehaus Meißnerhaus in bester Erinnerung behalten.
Impressionen aus unserem Seminarrraum
Übungen zu Pflanzenschnitten
Bereits am Freitag Abend standen Pflanzenschnitte auf dem Programm. Rolf-Dieter Müller und Jörg Weiß zeigten anhand einiger frisch gesammelter Sprosse der Roten Lichtnelke (Silene dioica) die Erstellung von Dauerpräparaten mit Schnitt, Färbung und anschließendem Eindecken in Harz. Wie bei solchen MKB-Workshops üblich, war auch hier ein gutes selbst erstelltes Präparat für jeden Teilnehmer garantiert - ein Ziel, das wir gut einhalten konnten.
Geschnitten wurde auf dem Haga Kastenmikrotom und dem Handzylindermikrotom mit Leica Einmalklingen im SHK-Halter. Die Schnittdicke lag dabei bei ca. 40 bzw. 50 µm. Nach einer anschließenden Fixierung in AFE für etwa 20 Minuten wurden die Schnitte gefärbt. Rolf-Dieter Müller zeigte seine W3Asim II Färbung und Jörg Weiß die nahe am Originalrezept liegende W3A Färbung von Robin Wacker. Beide Färbungen konnten von den Teilnehmern an den eigenen Schnitten direkt selbst nachvollzogen werden.
Nach der Auswahl der gelungenen Schnitte ging es ans Eindecken in Euparal oder Eukitt, wozu die Schnitte vom Wasser in reines Isopropanol bzw. reines Xylol überführt wurden. Dies ist wichtig, um Wassereintrag und Luftblasen im Dauerpräparat zu vermeiden. Dabei zeigte Wolfgang Grigoleit seine Methode und Apparatur zum umgekehrten Eindecken, bei dem der umgedrehte Objektträger mit dem im Harztropfen hängenden Schnitt auf das Deckglas abgesenkt wird.
Anschließend wurden die fertigen Präparate auf Euparal-Basis auf eine Heizplatte bei etwa 45° C zum Aushärten gelegt, was den Heimtransport am Sonntag deutlich erleichterte.
Anleitungen zu den genannten Techniken finden Sie hier auf unserer Webseite:
Schneiden mit dem Haga Kastenmikrotom
Schneiden mit dem Handzylindermikrotom
Färben mit den W3Asim - Lösungen
Arbeitsblätter zum Herunterladen
Bilder vom Präparieren der Pflanzenschnitte und von den Präparaten
Illustration von der Roten Lichtnelke (Silene dioica) aus Deutschlands Flora in Abbildungen, Johann Georg Sturm (Gezeichnet von: Jacob Sturm), 1796, Quelle www.biolib.de, Bild unter GDFL von Kurt Stüber.
Tümpeln am Frau-Holle-Teich
Am Samstag Morgen ging es dann zum Tümpeln an den Frau-Holle-Teich, an dem der Sage nach der Eingang zu Frau Holles Anderswelt liegen soll. Am Rande des unter Naturschutz stehen- den Teichs wurden je wenige Milliliter Proben genommen und gleich vor Ort untersucht. Anschlies- send wurden die Proben wieder in den Teich zurück gegeben, um die Beeinträchtigung so gering wie möglich zu halten.
In den Proben fanden sich neben Mückenlarven und Muschelkrebsen (insbesondere der Zebra-Muschelkrebs - Cypridopsis vidua) auch Nauplien des Ruderfußkrebses und verschiedene Blattfußkrebse aber auch Fadenalgen wie die Faden-Jochalge Spirogyra, diverse Diatomeen und andere Zieralgen.
Bilder vom Tümpeln am Frau-Holle-Teich
Coelosphaerium und Navicula trivialis aus einer Wasserprobe vom Frau-Holle-Teich
Zwei nicht näher bestimmte Strudelwürmer, ebenfalls aus einer Probe vom Frau-Holle-Teich
Ein wenig Geologie
In einer geologisch so interessanten Region wie dem Hohen Meißner dürfen geologische Themen natür- lich nicht zu kurz kommen! Auf unserer Exkursion am Samstag ging es daher auch zu der Basalthalde auf dem Plateau, die noch vom Braunkohletagebau stammt, der 1970 aufgegeben und nach Demonstrationen 1974 auch nicht wieder aufge- nommen wurde. Dort wurden einige Handstücke für die spätere Betrachtung in unserem Seminarraum geschlagen.
Am Auflichtmikroskop von Udo März konnten wir außerdem einen Blick auf spezielle Präparate von Steinkohle und einem Sediment werfen. Natürlich begleitet von Udos fachkundigen Kommentaren und einem kleinen Vortrag. Auch Thomas sprach zur Erstellung und Bedeutung von Dünnschliffen und zeigte uns einige besonders schöne Ausschnitte aus dem Material einer deutschen Erdölexploration aus den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Bilder zu den geologischen Themen
Die Pilzler kommen!
Am Samstag Abend dann bekamen wir nach einer Verabredung auf der Terrasse des Naturfreunde- hauses Besuch von einer Gruppe Pilzler von der Naturschutzgruppe Tau- bergrund e.V.. Die Mykologen waren wie wir über das Wochenende auf dem Hohen Meißner, um nach Pilzen zu suchen und die vorkom- menden Arten zu prüfen.
Zu ihren Funden gehörte auch ein Orangefuchsiger Raukopf (Cortinarius orellanus - Vorsicht, tödlich giftig!), der über seine Sporen genau bestimmt werden sollte. Dazu wurde ein Quetschpräparat vom sporenhaltigen Lamellenmaterial des Pilzes angefertigt. Die Bestimmung erfolgte dann bei 1000-facher Vergrößerung mit dem Öl-Immersionsobjektiv.
Bei dieser Gelegenheit konnten wir uns mit unseren Gästen austauschen und auch die Bestimmung ist nach kurzer Präparation zweifelsfrei gelungen. Maßgebend sind dabei die Form und die durchschnittliche Größe der Sporen. Der Durchschnittswert wird anhand einer größeren Anzahl Messungen (etwa 30) ermittelt.
Link zu den Seiten der
Naturschutzgruppe Taubergrund e.V. (Pilzkunde)
Bilder vom Samstagabend
Aber auch ein kleiner Baumpilz ist bei uns unters Messer gekommen. Er wurde ganz klassisch geschnitten und ungefärbt in Euparal eingedeckt. Die Ergebnisse gibt es hier zu sehen:
Der Baumpilz
Leider viel zu schnell vorbei!
Und ganz plötzlich war es dann Sonntag Morgen und das schöne Treffen auf dem Hohen Meißner war schon fast vorbei. Rolf Dieter Müller zeigte uns noch eine einfache Methode zur Erstellung von Längst- schnitten zwischen zwei eingespannten Rasierklingen, zu der es hier auf der MKB Webseite sicher bald einen eigenen Artikel geben wird. Und dann ging es schon ans Zusammenpacken. Alles, was wir am Freitag runter geschleppt hatten, musste wieder rauf. :-)
Zwischen drin gab es natürlich jede Menge schöner Momente beim Sonnenuntergang, beim Essen oder beim Verzehr der mitgebrachten flüssigen "Leckerchen", aber davon mögen die folgenden Bilder berichten. Zum Abschluss ging es noch in ein gutes Restaurant direkt an den Funkmasten auf der Kuppe des Hohen Meißners und dann trennten sich unsere Wege heim Nach Köln, Kassel oder Trier.
Was sonst noch geschah ...
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Horst-Dieter Döricht für die perfekte Organisation, der mit seiner Arbeit unser schönes Treffen erst möglich gemacht hat. Und natürlich geht unser Dank auch an das Team vom
Naturfreundehaus Meißnerhaus für die erfahrene Gastfreundschaft in großartiger Umgebung.