Zu Gast bei der Planktonwoche Bodman
Bodmann, am 26.09.2015
Unser Mitglied Thilo Bauer war dieses Jahr erstmals zu Gast bei der alljährlich stattfindenden Planktonwoche in Bodman. Die Zusammenkunft der Teilnehmer fand traditionsgemäß auch dieses Jahr im Haus Greth statt, das direkt am Ufer des Bodensee gelegen ist und einen wundervollen Ausblick bot.

Bild 1: Die Zusammenkunft im Haus Greth, einem Fachwerkhaus mit einem wundervollem Blick auf den Bodensee am Morgen.

Bild 2: Bewaffnet mit Kescher und Probengläsern bereiten sich Teilnehmer auf das Planktonfischen am Mühlhalden Weiher vor. Links im Bild ist der Schweizer Kollege Walter Engler, einer der Hauptverantwortlichen des Treffens.
Zahlreiche Beiträge unserer Kollegen waren zu hören und zu bestaunen. Verschiedene Besuche am Ufer und den nahen Gewässern des Bodensees spülte den Teilnehmern eine kaum zu bewältigende Vielzahl von Plankton Proben und Arten unter das mikroskopische Objektiv.

Bild 3: Eine Litonotus Art gefunden im Mühlhalden Weiher. Dieser große und recht häufige Ciliat ist sehr flink und zudem variabel in der Form, wie eine Giraffe unter den Wimpertieren. Mit ausgestrecktem Hals - das Kopfende ist rechts oben zu sehen - überragt der große Ciliat problemlos das Bildfeld der Kamera, so dass eine 'kauernde' Lage abgewartet werden musste, um ihn vollständig abzubilden. Die Bewimperung in Reihen auf der Bauchseite ist hier ebenfalls deutlich zu erkennen. Phasenkontrast, AxioLab.A1 FL LED, 40x/Ph2.

Bild 4: Der gleiche Ciliat wie in der vorangegangenen Aufnahme hier abgebildet in Fluoreszenz mit einer kleineren Art von Ciliaten (rechts) und gefärbt mit Acridinorange. Gut zu erkennen sind die beiden großen Macronuclei (Zellkerne) zwischen denen der kleine Micronucleus liegt. Die typische Färbung von sauren Zellorganellen der Ciliaten unter der Cuticula wurde dieses Jahr erstmals von Thilo Bauer in einer Veröffentlichung in der Zeitschrift Mikroskopie ausführlich beschrieben. Aufnahme: AxioLab.A1 FL LED, 40x/Ph2, Färbung mit Acridinorange.
Nachdem die Teilnehmer sich am ersten Tag akklimatisieren konnten, wurden erste Proben an einem nahen Bootssteg des Bodensee entnommen. Am Folgetag fuhren die Teilnehmer zum nahe gelegenen Mühlhalden Weiher, wo ebenfalls emsig mit Planktonnetzen und sogar mit der bloßen Hand nach Protozoen gefischt wurde. Zurück im Haus Greth wurden die Proben sogleich begutachtet.

Bild 5: Ceratium traten dieses Jahr massenhaft im Mühlhaldenweiher auf. Phasenkontrast (links) und Fluoreszenz nach Färbung mit Acridinorange (rechts). Der große Zellkern (grün) und die rote Eigenfluoreszenz der Chloroplasten dieser Algen sind deutlich zu erkennen. Aufnahme mit einem AxioLab.A1 FL LED, 40x/Ph2.
Die Präparation und Bestimmung der Bewohner der Gewässer, nämlich Protozoen und Algen sowie Makrozoobenthos, also größere, niedere Tiere, wie Wasserflöhe, Insektenlarven und Insekten, sowie die Praxis der Mikroskopie waren in Bodman Programm. Eine Besichtigung der Kläranlage in Moos bot die Gelegenheit nach dem seltenen "Riesenciliat" zu suchen. Dennoch versteckte sich das große Wimpertier dieses Mal leider so gut, dass es partout nicht gefunden werden konnte. Spaß beiseite, denn das Programm war dicht gepackt und flankiert von hervorragenden Vorträgen. Martin Kreutz berichtete über seine Funde und die Veränderungen im Simmelried und gab auch wertvolle Hinweise zu seinen Präparationstechniken. Michael Miedaner erstaunte die Teilnehmer, die selbst kriminalistische Untersuchungen an mitgebrachten mikroskopischen Schnitten von besonderer Qualität durchführen konnten und den Befund erarbeiten mussten. Robert Dollinger berichtete über Drogen in Kräutern und Tees. Unser Mitglied Thilo Bauer berichtete über seine neuesten Untersuchungen mit der Fluoreszenzmikroskopie. Hanna Binder entzückte die Anwesenden mit einem sehr schönen Film über die Geburt von Wasserflöhen. Rainer Mehnert führte in die horizontale Mikroskopie von Plankton in Küvetten ein und verblüffte mit einer ungewöhnlichen Perspektive Dank der Stereo-Mikroskopie.

Bild 6: Der Autor bei der Präsentation aktueller Ergebnisse zur Fluoreszenzfärbung.
Ein ganz besonderes Ereignis dieses Jahr war der Besuch von Herrn Prof. Wilhelm Foissner. Er gab den Teilnehmern nicht nur wertvolle Hinweise zur Bestimmung planktischer Lebewesen und Hinweise auf deren saprobielle Einordnung (Bestimmung der Gewässergüte). Vor allem die von ihm entwickelte Methode der trockenen Versilberung der Ciliaten als anerkannte Methode zur Bestimmung der ungezählten Arten der Wimpertiere hatte es den Teilnehmern angetan. Es ist dies die Weiterentwicklung der Klein’schen Silberlinienmethode, welche ursprünglich von einem engagierten Amateur entwickelt wurde (Klein 1926, 1942). Der von Prof. Foissner entwickelte, einfache Bestimmungs- schlüssel führt die Teilnehmer bereits sicher zu über 400 der Arten von Wimpertieren.

Bild 7: Prof. Foissner demonstriert mit sicherer Hand und unglaublicher Geschwindigkeit die Vereinzelung von Protozoen unter dem Mikroskop mit einer ausgezogenen Glaspipette.
Unter der Anleitung von Prof. Foissner konnten die Anwesenden die Methode der Versilberung sogleich ausprobieren. Seine Vorträge und wurden stets unterstützt von Michael Butkay. Am Ende entschied natürlich die Qualität der Präparate, wer die Prüfung „bestanden" hatte und somit nach Hause fahren durfte.
Die Planktonwoche in Bodman hat sehr viel Freude gemacht. Besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle allen Vortragenden und vor allem den schweizerischen und österreichischen Kollegen für ihr Engagement und die hervorragende Organisation aussprechen.