Dörnberg VI
Der Ort des Geschehens auf dem Dörnberg
Zierenberg, den 02.09.2018
Das letzte Wochenende im August gehört dem Mikroskopikertreffen auf dem Dörnberg und so kamen auch in diesem Jahr wieder 24 Kolleginnen und Kollegen im Tagungshaus Lebensbogen am Fuß der Helfensteine zusammen, um gemeinsam vier Tage mit interessanten Vorträgen und Workshops und viel Zeit zum Austausch untereinander zu verbringen.
Das Ganze wieder perfekt organisiert von Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit und den Damen und Herren der Gemeinschaft Lebensbogen in der klassischen legeren Atmosphäre, die das Treffen am Dörnberg ausmacht.
Am Donnerstag trafen die ersten Teilnehmer schon gegen Mittag ein um beim Aufbau letzte Hand anzulegen und den eigenen Tisch mit Mikroskop, Kamera, Besteck und Literatur zu bestücken. Vor dem Abendessen stand dann noch der bekannte Spaziergang auf dem Alpenpfad rund um den Segelflugplatz am Dörnberg statt, den wir bei besten Wetter genießen konnten. Nach dem Essen und der offiziellen Begrüßung durch die Organisatoren konnte man sich bei der Einrichtung des für den geplanten Foto-Workshop benötigten Bildbearbeitungsprogramms helfen lassen oder bei einem Stückchen Ahler Wurscht und einem guten Schluck Rotwein schauen, was die Kolleginnen und Kollegen so mitgebracht hatten.
Blick vom Alpenpfad auf die Helfensteine
Am Freitag standen dann die ersten Vorträge auf dem Programm. Den Start machte Thilo Bauer mit seinem Vortrag Parametium - kein Pantoffelheld, in dem er den Weg des kleinen Ciliaten von der Entdeckung bis zum Lieblingstier der Genetiker und Epigenetiker darstellte. Besondere Erwähnung fand dabei der biologe T.M. Sonneborn, der die Parametien zeitlebens erforscht und dabei auch erste Ergebnisse im Bereich der Epigenetik erarbeitet hat. Nach einer kleinen Pause konnten dann alle die im Vortrag dargestellten Techniken und Methoden zur Bestimmung der Pantoffeltierchen im Rahmen eines kleinen Wettbewerbs an vier vorbereiteten Proben ausprobieren. Das war bei den sehr agilen kleinen Tierchen kein ganz einfaches Unterfangen, zumal beim Versuch, einzelne individuen heraus zu pipettieren und in die für die bestimmung notwendige Position zu bringen, ohne sie zu verletzen.
Zur Vorbereitung des Workshops: Thilo Bauer auf der Jagt
Nach dem Essen hatte Klaus Herrmann nach langem Suchen und Restaurieren die Möglichkeit, uns ein komplettes und funktionsfähiges Prado-Pol der Firma Leitz vorzustellen. Das Gerät besteht im Prinzip aus einem der bekannten alten Diaprojektoren mit vor geschalteter optischen Bank und wurde genutzt, um in der Ausbildung die Prinzipien der Polarisation anschaulich und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar darzustellen.
Der Hersteller hat seinerzeit verschiedene Gips-Präparate beigelegt, die alleine aufgrund der Schichtdicke im Polarisierten Licht sehr filigrane, farbige Bilder erzeugen. Dazu wurden die Motive in einen dünnen Gipskristall geschabt. Der genaue Herstellungsprozess der nur wenige Zentimeter großen Platten im Diarahmen ist allerdings nicht mehr bekannt.
Klaus Herrmann (links) und Olaf Medenbach am Prado-Pol
Projektionen der Schaupräparate mit dem Leitz Prado-Pol
Der nächste Programmpunkt war dann wieder ein Vortrag: Jörg Weiß stellte die Ordnung der Palmfarne (Cycadales) vor und zeigte deren Anatomie an sechs ausgewählten Arten im mikroskopischen Präparat. Dabei lies sich die Entwicklung der Pflanzen vom recht altertümlichen Bauplan der Gattung Cycas mit den ausgeprägten Transfusionsgeweben bis zu den "moderneren" Pflanzen der Gattung Zamia mit vollwertigen parallelen Leitbündeln in den Fiederblättchen gut nach verfolgen. Interessant auch die Details, die es den Jungpflanzen des Burrawang (Macrozamia communis) ermöglichen, den meist halb unterirdisch wachsenden Spross komplett unter die Erde zurück zu ziehen. Der Ablauf wird durch den Tugor der Sprosszellen und quasi faltbare Tracheiden in den Leitgeweben ermöglicht.
Querschnitt durch das Blatt des Debao-Palmfarns (Cycas debaoensis), Färbung Dujardin Grün
Vor dem Abendessen des zweiten Tages stellte dann noch ein Team des Schülerforschungszentrums Kassel sein JuFo Projekt zur Wasserprobenanalyse in Höhlenseen vor. neben der notwendigen Analytik im heimischen Labor lag der Schwerpunkt der Arbeit auf einem ferngesteuerten Boot, dass eine automatische Probenahme mit minimaler Beeinträchtigung der Umgebung ermöglicht und wegen der geringen Größe auch unzugängliche Stellen erreichbar macht.
Der letzte Programmpunkt nach dem Abendessen war dann ein Kurzvortrag zur Vorbereitung des Fotoworkshops am Folgetag - wieder begleitet von Wurst und Wein.
Das JuFo Team vom Schülerforschungszentrum Kassel mit seinem Probenahmeboot
Der Samstagvormittag war ganz dem Thema Papieranalyse unter dem Mikroskop von Rolf-Dieter Müller gewidmet, der im Vortragsteil zunächst die theoretischen Grundlagen der Papierpräparation und die im Papier zu findenden Strukturen vorstellte, die dann im anschließenden praktischen Teil von den Teilnehmern selbst präpariert und begutachtet werden konnten. Zur Anschauung hatte unser Referent dazu für jeden Teilnehmer bereits ein fertiges Dauerpräparat von Zeitungspapierfasern in W3Asim II oder Etzold FCA Färbung mitgebracht. Diese konnten gemeinsam betrachtet und besprochen werden und jeder konnte sein Präparat anschließend mit nach Hause nehmen. Wer es genauer wissen will, wird
hier fündig (mit Präparationsanleitung).
Vor dem Essen gab es dann noch einen Vortrag zum Thema "Strahlung und Gesundheitsschäden durch Radon in Bergwerken und Häusern von Dr. Martin Hüttig.
Rolf-Dieter Müller trägt zur Papiermikroskopie vor
Zupfpräparate von Zeitungspapieren aus dem Workshop
Am Samstagnachmittag fand dann der Workshop zur Bildbearbeitung von mikroskopischen Aufnahmen mit den für den privaten Bereich kostenlosen Programmen Photoscape und Irfanview statt. Horst-Dieter Döricht zeigte die Funktionen der beiden Anwendungen anhand seines Bearbeitungsworkflows und stellte Tipps und Kniffe zur Aufbereitung der Bilder vor. Im anschießenden Praxisteil konnten diese dann von den Teilnehmern an den zur Verfügung gestellten Beispielbildern oder anhand eigener Aufnahmen nachvollzogen und eingeübt werden.
Fotoworkshop von Horst-Dieter Döricht
Am Abend bestand die Möglichkeit, sich weiter mit den beiden Bildbearbeitungsprogrammen zu beschäftigen, beim von Jörg Weiß angebotenen "Schnippelworkshop" Dauerpräparate vom Spross des vor dem Haus gefundenen Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia) zu erstellen - mehr dazu
hier - oder einfach mit den Kolleginnen und Kollegen über das eine oder andere Thema zu plauschen und gemeinsam einen Blick ins Mikroskop zu tun.
Die Pollen von Ambrosia artemisiifolia sind stark allergen und die Pflanze wurde anschließend von den Betreibern der Tagungsstätte entfernt.
Die gefärbten Schnitte liegen zum Differenzieren in Aqua dest., umgeben vom benötigten Werkzeug und der Chemie
Der Spross des Beifußblättrigen Traubenkrauts (Ambrosia artemisiifolia)
Und schon war es wieder Sonntag und das Treffen vorbei! Nach dem Zusammenpacken bestand wie beim letzten Mal die Möglichkeit, in der Gaststätte Hohes Gras gemeinsam zu essen, bevor es für alle wieder nach Hause ging.
Impressionen vom 6. Treffen auf dem Dörnberg
Dank
Wir danken den beiden Organisatoren Horst-Dieter Döricht und Wolfgang Grigoleit, den Referenten sowie dem Team des Tagungshauses Lebensbogen für das gelungene Treffen mit perfekten Rahmenbedingungen, interessanten Vorträgen, Exkursionen und Workshops.
Der Termin für das nächsten Jahr steht bereits fest und wir freuen uns auf ein Wiedersehen auf dem Dörnberg.
Literatur und Links
[ 1] HDDs Mikrowelten
Die Webseite von Horst-Dieter Döricht
[ 2] Mikroskopfreunde-Nordhessen
Die Webseite der Mikroskopfreunde-Nordhessen von Wolfgang Grigoleit
[ 3] Lebensbogen - Gemeinschaft an den Helfensteinen
Die Webseite unserer Unterkunft
[ 4] Naturpark Habichtswald